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Hatchcanyon
26.07.14, 19:45
Der markante Felsen nahe der Abzweigung der UT 211 von der US 191 - die Zufahrt zur Needles Area des Canyonlands National Parks - ist vielen Reisenden gut bekannt, wird auch oft abgelichtet.

http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_S/Church_Rock/DSC00886_9.jpg (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_S/Church_Rock/DSC00886_12.jpg)
(Klick aufs Bild für eine grössere Version)

Der Fels ist nicht nur photogen, um ihn bzw seine nähere Umgebung drehen sich Geschichten, die der Fremde nicht unbedingt erfährt. Interessant sind sie trotzdem:

Woher der Name kommt wird kontrovers beschrieben. Es gibt die Behauptung, eine kleine Religionsgemeinschaft, die sich in den 1930er Jahren entlang der heutigen UT 211 angesiedelt hatte - einige Gebäude stehen noch, sind teilweise in Privatbesitz - wollte den Felsen aushöhlen und als Kirche nutzen. Dem steht die Aussage von den Nachfahren des früheren Besitzers Young gegenüber, die darauf verweisen, dass die heute noch gut sichtbare "Kirchentür" in Wirklichkeit ganz profan den Zugang zu einer Scheune darstellt, in der Tiernahrung gelagert wurde. Mr. Young soll die Höhlung in den 1940er Jahren mittels Sprengung geschaffen haben. (Der Fels gehört heute noch den Youngs.) Der Name könnte somit eher aus der Form resultieren, die etwas von einem Kuppelbau hat.

Die kleine Gemeinde um Marie Ogden wurde - auch das ist kontrovers - Ogden oder Home of Truth (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_S/Ogden/index.php) genannt. Auf den Topomaps ist die Ghost Town Ogden Center rund eine halbe Meile westlich der US 191 und eine Viertelmeile südlich der UT 211 eingetragen. An die Gebäude kann man über holprige Wege herankommen. Runde 3 Meilen weiter nach Westen, dort wo die UT 211 über einen flachen Pass verläuft und in eine Linkskurve übergeht, steht das Haus der Marie Ogden heute noch. (Privatbesitz - keep out!) Die Stelle wird übrigens Photograph Gap genannt, ist so in den Topomaps verzeichnet. Aber auch diese Namensgebung ist nach anderen Quellen nicht korrekt. Die Mitglieder der Gemeinde sollen die drei Gruppen von Gebäuden als Outer Portal (Ogden Center), Middle Portal und Inner Portal (Photograph Gap) bezeichnet haben. (nachL L.M. Pierson)

Tom McCourt und andere Quellen berichten von einer mehr als tragischen Begebenheit im Zusammenhang mit dem Felsen:

Am 19. Januar 1961 war eine Boeing B-52B-35-BO Stratofortress des 95th Bomb Wing von der Biggs AFB, El Paso, Texas, auf einen Übungsflug - Codename Fellon 22 - als sie über dem südöstlichen Utah in 40.000 Fuss Höhe in so schwere Turbulenzen geriet, dass das Heck abbrach - ob sie sich zuvor überschlug ist unklar - und die Maschine steuerungslos abstürzte. Es brach Feuer aus, das Flugzeug explodierte noch in der Luft.

Ein Sheriff aus Monticello, der auf dem Weg nach Hause war, wurde mehr oder weniger Augenzeuge, als er den Feuerball sah. Da befand er sich erst zwischen Crescent Junction und Moab. Er alarmierte seine Kollegen in Moab, man entsandte Such- und Rettungstrupps.

Kaum zu glauben, aber zwei Crewmitgliedern war der Absprung mit Fallschirmen gelungen. Man fand sie praktisch unverletzt nahe der Absturzstelle. Sie erzählten, dass da noch ein dritter Fallschirm gewesen sei. Eine weitere lebende Person war aber erst mal nicht aufzufinden, dafür die vier Leichen der anderen Besatzungsmitglieder.

Eilig stellten die Sheriffs Suchtrupps zusammen. Mehr als 100 Leute durchkämmten die Gegend. Nach einigen Stunden wurden sie an der Arbeit gehindert, als Militär an der Absturzstelle eintraf, alles abriegelte, den Suchtrupps die Arbeit verbot und im ziemlichen Umkreis alle dort lebenden Menschen zwangsevakuierte.

Diese drastischen Massnahmen würden wohl einen Grund haben. Trotzdem gab die Air Force bekannt, man wisse nicht, ob die Maschine Bomben oder anderes strategisch geheimes Material an Bord gehabt habe. Eine offensichtliche Lüge.

Nach was man suchte wurde offiziell nicht bekanntgegeben. Jedenfalls suchte man nicht nach einem möglichen Überlebenden. 36 Stunden nach dem Crash durften die Suchtrupps dann wieder vor Ort, fanden den dritten Mann relativ schnell und nicht weit von der Absturzstelle. Auch er war sicher gelanden, in der Zwischenzeit aber erfroren. Da sein Körper nach Zeugenaussagen noch warm war, muss er noch kurz zuvor gelebt haben.

Bekannt ist, das das Militär offenbar Teile aus den Trümmern eiligst abtransportierte. Für Menschenleben bliebt da keine Zeit. Wirklich aufgeräumt hatte man aber nicht. Bis heute finden sich noch grössere Flugzeugteile in der Landschaft.

Die schnell aufkommende Vermutung, die Maschine habe scharfe Atom- oder Wasserstoffbomben an Bord gehabt, wurde vom Militär nie bestätigt, aber ein Untersuchungsausschuss des Senats aus den 1990 Jahren listet den Absturz mit 28 anderen zusammen als möglichen Unfall mit Nuklearwaffen.

Gruss

Rolf