The Porch

Nun ist es Zeit in die Bar zu gehen und sich unter die coolsten Typen unter der glutheissen Sonne zu mischen. Ich bin verschwitzt und staubig – aber Kölnisch Wasser und Make up sind hier sicher nicht erwünscht ... ! Knarrzend öffnet sich die Tür und ich trete ein ... es fühlt sich an als sei der Saloon plötzlich verstummt und sämtliche Augenpaare auf mich gerichtet ... .

Au Backe – da habe ich was fehleingeschätzt ...! Denn entweder hab ich mich an der Tür geirrt oder ich muss das nächste Mal die Gegebenheiten doch besser recherchieren ... . Der Raum war ganzheitlich besetzt mit Senioren in feinstem Golf-Karo-Chic... und im Hintergrund spielte leise Piano-Musik. Ich war so falsch und unpassend wie ein Fuchs im Hühnerstall ... oder war es das Huhn im Fuchsbau? Dies ist eindeutig eine Ü70 Angelegenheit.

Was eine Pleite ... . Ich habe keine Erklärung – aber ich hatte irgendwo gehört dass auf der Terlingua Ranch die aufgestellten Typen rumhängen ... .

Schnell ein kaltes Getränk an der Bar – immer unter den argwöhnischen Blicken der anderen Gäste ... . Die schreiben in ihren Reiseberichten im No-No-Nanette-Forum vermutlich ungefähr sowas:

... der Afternoon-Tea mit Bisquit auf der Ranch war ein Class-Akt - aber das abgerissene Publikum was dort zuweilen bewirtet wird ...

... tun wir einfach so als hätten wir es nicht gesehen ...
Wie sind die überhaupt hier hingekommen ...? Über die sandige Piste?!

Oh nein – ich sehe nun der Weg zum Ort Terlingua ist als Strasse bestens ausgebaut und asphaltiert. Da muss ich also definitiv falschen Informationen aufgesessen sein ... .

Zumindest bin ich mal an der Ranch gewesen und kanns abhaken. Auch die Strecke aus dem National Park heraus zur Ranch. War zu der vorangeschrittenen Stunde auch sinnvoller als noch sehr spät am Nachmittag die Old Ore Road im Park zu fahren. Das mache ich dann auf jeden Fall morgen ... ich habe ja noch einen ganzen Tag Zeit bevor ich die Jungs an der Grenze treffe. Alles gut!

Schnell ins Hotel eingecheckt und weiter zur „Porch“, der grossen Veranda des örtlichen General Stores und des sogenannten Starlight Theatres. Dort findet man zumindest viele coole Leute – und es ist wirklich egal ob normal cool oder ober-cool ... auf der Porch sind (fast) immer unkomplizierte Leute. Im alten Theater ist neben einer Bühne für Live-Musik auch ein Restaurant mit dem Terlingua-Chili als Aushänge-Dish - was sonst!



Der Laden war wie oft proppenvoll und es war eine Wartezeit angesagt. Diese verbringt man auf der grossen Veranda wo man schnell Anschluss findet. Ich war noch nicht ganz vom Mopped abgestiegen da wurde ich auch schon von Dave und Matt aus North Carolina angesprochen. Das Model von meinem Moped hat ein recht markantes Farbschema und ist in USA nicht oft verkauft worden. Da gibt es genug drüber zu schwatzen. Dave und Matt waren auch hier zum moppedfahren, sie wollten die zahlreichen off road Pisten der Umgebung unsicher machen. Es gesellten sich im Anschluss noch ein paar mehr Leute zu und es gab einen grossen Tisch drinnen im historischen Gemäuer für die neu zusammengewürfelte Truppe.



Im Laufe des Abends wurde dann beschlossen, dass der gesamte Tisch morgen zum ‘Top of the World‘ fahren wird. Jemand Namens ‚Bob‘ (welcher nicht zugegen war) kenne den Weg und werde die Truppe dorthin führen.

Das klang verlockend, passte aber nicht genau in meinen Plan. Ich musste doch die Old Ore Road drüben im Park nachholen - hatte heute ja nicht mehr geklappt. Andererseits muss man im Urlaub gar nichts müssen! Die Old Ore kann ich irgendwann immer noch machen - zum Big Bend kommt man öfter mal. Die nächsten Male werde ich sicher auch bevorzugt mit dem Adventure-Bike hierher zurückkehren. Die technischen Off-Road Anforderungen der Piste zum Top of the World seien auch nur moderat - meinte Dave ... und “die Tour sei etwas, was man nicht alle Tage mache ... “ - lange Rede kurzer Sinn, man hatte mich halb überzeugt, mit der Truppe zu dem ‚Top of the World‘ zu fahren ... was immer das auch wieder sei – das konnte nämlich keiner so richtig erklären ... .

Hundertprozentig überzeugt den Park dranzugeben war ich zwar noch nicht – aber die Jungs hatten Recht; wann hat man schon mal die Gelegenheit mit ortskundiger Führung im Hinterland unterwegs zu sein?

Die Strecke der letzen beiden Teile (inkl. Terlingua Ranch)
https://kurv.gr/tHvEn