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Thema: Grosse Südwest-Schlaufe mit Yellowstone-Abstecher, Juli 2008

  1. #1
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Grosse Südwest-Schlaufe mit Yellowstone-Abstecher, Juli 2008

    Wenn jemand interessiert ist, kriegt Ihr noch unseren Reisebericht von vier Wochen USA-Westen vom Juli 2008 zu lesen...

    Habe allerdings festgestellt, dass die Geschichte ziemlich anstrengend ist... Reisebericht in anderem Forum aufspüren, Text rüberkopieren, Fotos einzeln suchen auf dem PC, dann komprimieren, hochladen... einfach rüberkopieren ginge schon einfacher, ist aber glaub ich verboten (da die Fotos auf dem anderen Server abgelegt sind)?

  2. #2
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Mittwoch, 2. Juli 2008

    04.30 Uhr läutet der Wecker. Für unsere Kinder Dominik (14) und Flavia (13) ziemlich katastrophal, so früh. Aber wenn man in der Schule 3 Tage Urlaub kriegt, damit man die Reise frühzeitig antreten kann, darf man ruhig ein wenig leiden...



    Nach grösseren Umpackübungen sind alle Koffer in richtigem Gewicht, Grösse und Inhalt gepackt. Der Taxifahrer, der uns um 05.30 abholt, macht grosse Augen und fragt sich vermutlich, ob wir auswandern wollen. Dafür sind wir aber für alle Eventualitäten gerüstet. Von den voluminösen Dingen haben wir eigentlich nur das Foto-Stativ (leider) und die Faserpelz-Jacken nicht gebraucht. Und für 4 Wochen kommt halt einiges zusammen.

    Nun gut, 05.55 fährt der Zug in Lenzburg nach Zürich an den Flughafen, wo wir um 06.30 ankommen, um 07.00 fertig eingecheckt haben... und um 09.15 Uhr abfliegen? Denkste!

    Beim Einchecken wird uns mitgeteilt, dass aufgrund "technischer Wartung" um 12.00 bekanntgegeben werde, wie es weitergehe... Na super!!! Als Schweizer wissen wir uns natürlich mit Jasskarten zu helfen. Ausserdem wird gelesen, geblödelt und ein erster Trainingslauf "Shopping" absolviert, noch ohne Auswirkungen. Um 11.00 beginnt sich dann der grosse Hunger zu melden, und es lässt sich nicht vermeiden, den Flughafen-Burger-King aufzusuchen (dies sollte das einzige Mal bleiben, wo diese Kette von uns besucht wurde). Auf dem Rückweg wird uns dann beim Info-Stand beschieden, dass wir Verpflegungsgutscheine abholen dürfen. Super-Timing! Ausserdem erfahren wir via Handy von meinem Vater, dass der Flug so ca. 16.00 gehe (im Teletext gesehen). Dies wird uns dann einige Minuten später auch bei der Information mitgeteilt.



    Die sehr grosszügigen Gutscheine (4 x CHF 50.--) können wir trotz teurem Wein und zweitem Mittagessen nur gut zur Hälfte abarbeiten. Plötzlich heiss es dann, Abflug um 15.00. Beim Gate weiteres Warten:



    bevor es um 16.10 dann doch noch losgeht. Hier unser Airbus der Belair.



    Der Flug selber ist dann recht angenehm, trotz 11 Stunden und 10 Minuten Dauer, was niemand von uns bisher auch nur annähernd erlebt hatte. Gezeigt werden drei Filme (erinnern tu ich mich nur noch an "Notting Hill"), die Headsets sind gratis als Wiedergutmachung, jeder bekommt ein Glas Champagner, und das Essen ist sehr gut.

    Im Gegensatz zur Planung (12.15 Uhr) erreichen wir San Francisco um 18.20 Uhr. Vor dem Terminal warten Shuttle-Busse, und wir werden für $ 16.-- pro Nase relativ kostengünstig zu unserem Hotel gebracht. Es handelt sich um das Holiday Inn Express Fisherman's Wharf, für unsere Bedürfnisse perfekt gelegen.

    Nach dem Koffer-Deponieren gehts noch kurz auf die Gasse.

    Ganz in der Nähe des Schildes



    genehmigen wir uns im "Boudin" Clam Chowder (Erwachsene) sowie Sandwiches (Kinder).

    Dann ist aber genug. Inkl. 9 Stunden Zeitverschiebung kommen wir doch schon auf 07.00 Schweizer Zeit, weswegen wir relativ todmüde auf unsere Betten sinken.

  3. #3
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Donnerstag, 3. Juli 2008

    Jetlag natürlich. Irgendwann inmitten der Nacht (so 04.30 Uhr oder so) wachen meine Frau und ich auf und schnappen uns unsere Bücher. Zwei Stunden lesen, das haben wir dann übrigens wohl die ganze Reise über nicht mehr geschafft...!

    Um ca. 07.00 Uhr sitzen wir schon beim Frühstück, wie einige andere wohl ähnlich geplagte. So sind wir schon ganz früh bei der Cable-Car-Station, bekommen problemlos einen Sitzplatz, fahren ein bisschen hin und her und schlendern ein wenig durch Chinatown, wo aber noch praktisch kein Laden oder Lokal geöffnet hat.





    Also wieder rein in den Cable Car



    und weiter zur Lombard Street. Die marschieren wir ein wenig rauf und runter und knipsen drauflos.





    Als nächstes steht die Golden Gate Bridge auf dem Programm; trotz Nebel, schliesslich haben wir ja noch einiges weiteres vor. Dafür habe ich mir was ganz besonderes ausgedacht: Wir mieten uns ein Fahrrad (gut-schweizerisch "Velo" genannt). Die Strecke zur Brücke wird uns von der Vermieterin bestens beschrieben und wir kriegen einen praktischen Plan. Und los geht das gemütliche Radeln...



    ... mit diversen Zwischenstopps, denn meiner Frau Anita haben die Häuser so gut gefallen:





    Die perfekten Bilder sehen halt anders aus, aber was solls...



    Die Fahrt über die Brücke ist dann ein Erlebnis, jedenfalls empfand ich das so.



    Meine glorreiche Idee, danach den Golden Gate Park mit den Velos zu besichtigen, kann mit Fug und Recht als DER FLOP der Reise bezeichnet werden. So ca. anderthalb Stunden der Küste entlang Hügel rauf, Hügel runter, schwitzend, schwer atmend, ohne Sonnencreme auf den Handrücken... Grosser Protest vor allem meiner Tochter (und auch mich gurkte es an, aber als grosser Motivator liess ich mir dies nicht anmerken...). Als wir es schliesslich geschafft haben, fehlt allen die Lust auf Sightseeing im Park. An einem See genehmigen wir uns einen Hot Dog und ich studiere die Karte, mit Freude feststellend, dass uns der Weg zurück zur Vermietung am Alamo Square vorbeiführen würde...



    Weiter gehts Hügel rauf, Hügel runter, aber eher runter, und so machts wieder allen Spass.







    Velos abgeben, noch ein wenig Shopping, und dann ab unter die Dusche.

    Was wir ja besonders witzig finden, ist das Fenster der Bar gegenüber des Hotels:



    Schliesslich ein feines Nachtessen im Beach Street Grill. Ok, Dominik hat sich ein Medium-Steak ein wenig besser durch vorgestellt, aber daraus kann man ja lernen.
    Geändert von man-of-aran (12.06.13 um 23:28 Uhr)

  4. #4
    Fotografin+Arch-Liebhaber Avatar von Vorfreude
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    Natürlich sind wir interessiert!!!!!

    Zitat Zitat von man-of-aran Beitrag anzeigen
    einfach rüberkopieren ginge schon einfacher, ist aber glaub ich verboten (da die Fotos auf dem anderen Server abgelegt sind)?
    Ja, das geht leider nicht aus obigem Grund
    Best regards,
    Stefanie

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  5. #5
    Swiss Lady Avatar von Rumba
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    Jööööö Ruedi.....durch diesen Bericht haben wir uns kennengelernt

    Jessas was sind Flavia und Dominik noch "klein"

    Freue mich den Bericht noch einmal zu lesen

    Viele Grüsse
    Monique

  6. #6
    Kanadier Avatar von Kali
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    Hallo Ruedi,
    na ich bin doch auch dabei.
    Gruß Kali

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  7. #7
    ...am liebsten weit weg Avatar von robbelli
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    Hi Ruedi,

    schön, dass ich deinen Sohn und deine Frau auch noch kennenlernen darf!

    Natürlich nehme ich an eurer Reise teil, mir gefällt deine Art zu schreiben sehr.

    Schön, dass du den großen Aufwand (kopieren, einfügen, Bilder heraussuchen, komprimieren, ins Album hochladen....) auf dich nimmst. Du wirst sehen, dass du nochmals großen Spaß an einer Reise hast, die schon 5 Jahre zurückliegt! Also ein echter Mehrwert, nicht nur für uns, sondern auch für dich!!!

    Vielen Dank dafür!

  8. #8
    ... runs on Dunkin Donuts Avatar von didiz58
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    Zitat Zitat von man-of-aran Beitrag anzeigen
    Die perfekten Bilder sehen halt anders aus, aber was solls...


    Endlich mal jemand, der bestätigen kann, dass die Brücke in einem Stück gar nicht wirklich existiert (anders aussehende Fotos sind allesamt Fotomontagen).
    Wir waren 2009 dort und da sah sie genauso aus.
    LG von Dieter (und Birgit schließt sich an)

  9. #9
    Swiss Lady Avatar von Rumba
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    (anders aussehende Fotos sind allesamt Fotomontagen)
    ich war 2x da..........ging mir genau so und bin gleicher Meinung

    Greetz
    Monique

  10. #10
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    @ Monique: Manchmal denke ich, es wäre schön, sie wären noch so klein... aber nein, im Moment habe ich Spass an ihnen
    @ Kali: Ja Halloooo, na klar, bei einer WoMo-Tour!!!
    @ Elli: ist so, irgendwie machts auch Spass

  11. #11
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Ich mache dann gleich mal weiter.

    Freitag, 4. Juli 2008

    Mal schauen, was der "Independence Day" so bringt. Wir haben für heute morgen 09.30 Tickets für die Alcatraz-Tour vorbestellt. Noch profitieren wir von der Zeitverschiebung, das heisst, wir bringen die Kinder problemlos auf die Beine. Gestern war ich übrigens nach dem Duschen schon mal zum Ticket-Office marschiert (etwa eine Viertelstunde vom Hotel). Dort wurde mir mitgeteilt, dass die Tickets erst am Abfahrtstag abgegeben werden können... Wir sollten doch eine halbe Stunde vor Abfahrt dort sein. Klappt dann auch, wir sind um Neun dort, schnappen die Tickets, und lassen uns in eine der Kolonnen vor dem Boarding einweisen.

    Die Überfahrt selber ist sehr ruhig, und es ist schon ein spezielles Gefühl, da rauszufahren. Für mich war es ein Deja-vu, denn ich war 1989 schon einmal alleine in San Francisco und habe Alcatraz besucht. Aber nach fast 20 Jahren ist es beinahe wie das erste Mal.



    Sieht doch alles irgendwie noch ganz gleich aus:



    Beim Aussteigen beobachten wir, wie die Ranger die Leute für Touren zu ködern versuchen, fast wie Marktschreier. Das finden wir irgendwie noch witzig und hören ein bisschen zu. Dann schlendern wir hoch zwischen einigen Nebengebäuden durch zum eigentlichen Haupttrakt. Wir fassen die "elektronischen Guides". Für die Kinder, die noch eher wenig Englisch verstehen, ist das sehr wohltuend.

    Zuerst wird man durch die Räumlichkeiten geführt, in welchen die Delinquenten früher aufgenommen wurden. Manchem dürfte es im Kleider-Fass-Raum wohl ziemlich mulmig geworden sein.



    Wir finden alle die elektronische Führung ganz fantastisch: Absolut informativ, spannend und mit den Aussagen von Insassen und Wärtern gespickt. Absolut empfehlenswert! Meine Familie lauscht auf dem "Broadway" dem Guide:



    Dreistöckig die Reihen der Zellen:



    Einige der berühmtesten Insassen...



    ... doch der grösste Ganove wurde von meiner Frau fotografiert:



    Was mich beeindruckte, war die Schilderung, wie die Häftlinge jeweils auf die Stadt sehen konnten und bei dort stattfindenden Festen das Gelächter der Feiernden hörten. Muss schon deprimierend gewesen sein.



    Deshalb gab es auch immer wieder Ausbruchsversuche. Der blutigste wird im Guide ziemlich realistisch geschildert. Danach sehen wir noch die Zelle, aus welcher (und zwei anderen) der Ausbruchsversuch stattfand, der dann später in "Escape from Alcatraz" verfilmt wurde. Die drei Flüchtigen entkamen durch das Lüftungssystem. Ob sie allerdings wirklich die Freiheit erlangten oder auf der Flucht ertranken, ist ungeklärt.



    Um 12.00 Uhr fahren wir zurück und besuchen danach Pier 39. Gleich beim Eingang das Hard-Rock-Café. Das wollten wir den Kindern zeigen und es kurz besichtigen. Gleichzeitig brach natürlich wieder mal der Hunger bei unseren beiden Heranwachsenden aus und aus dem geplanten Imbiss wurde ein richtiges Mittagessen.

    Wir waren echt froh, dass wir uns richtig gestärkt hatten, denn - na klar, Independence Day - Pier 39 war proppenvoll:



    Vielleicht war das auch der Grund, dass sich kaum ein Seehund blicken liess.

    Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Flavia möchte zurück ins Hotel, und als wir sie dort deponiert haben, schauen wir bei der Doppeldecker-Bus-Tour um die Ecke vorbei. Wegen des Feiertages machen die bereits schon Feierabend, d.h. der letzte Bus wird bereits geboardet und es hat auch nur noch in der unteren Kabine Platz. So ist natürlich mit drop-off / drop-on auch nix mehr. Also lassen wir's. Nun möchte auch Dominik zurück ins Hotel, noch besteht ein gewisser TV-Durst...

    Meine Frau und ich beschliessen, gegenüber dem Hotel ins "Knockle's" zu gehen, wo ich endlich ein Widmer-Bier probieren kann. Daher auch die Photo von gestern. Als ich den Kellner frage, ob ich eine Flasche mitnehmen könne, guckt er mich ziemlich verwirrt an. Dies sei nicht möglich, das Bier komme aus dem Metalltank. Ich erkläre ihm, dass ich denselben Namen habe, worauf er sich davonmacht und mir ein Original-Bierglas und drei Aufstell-Kartons mit den Widmer-Brothers drauf organisiert. Als ich ihm freudestrahlend die Hand drücke, ist er gleich nochmals verwirrt.

    Das Widmer-Weizenbier schmeckt übrigens ähnlich wie der Kaffee, den meine Frau bestellt hat: ziemliche Pfütze! Anmerkung der Red.: also zwei Jahre später war das dann ganz anders! Da schmeckte das "Widmer" toll

    Zurück im Hotel ruhen wir uns etwas aus und gehen danach auf Restaurant-Imbiss-Suche. Dies ist sehr schwierig, weil ganz San Francisco auf der Gasse ist und vor jedem Restaurant sich eine lange Schlange gebildet hat. Schliesslich landen wir wieder im "Knockle's" und bestellen Pouletflügeli mit feiner Honigsauce und Hamburger garniert. Danach wollen die Kinder freiwillig ins Bett.

    Anita und ich gehen uns um 21.30 noch das Feuerwerk anschauen. Erstens ist es sehr windig, zweitens sehr kalt und drittens neblig. Ausser sehr vielen Leuten, die es sich am Strassenrand, auf Campingstühlen oder auf den Pritschen Ihrer Pick-Ups bequem gemacht haben, sehen wir nicht allzuviel. Nach einer Viertelstunde gehen wir wieder zurück ins Hotel und ins Bett. Schliesslich wollen wir morgen früh unser WoMo abholen. Das Taxi ist schon bestellt.

    Irgendwie... bin ich noch nicht fertig mit San Francisco. Zuwenig gesehen in zwei Tagen. Der halbe Tag Verlust bei der Anreise hat uns danach gefehlt.

  12. #12
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Samstag, 5. Juli 2008 / San Francisco - Hayward - South Lake Tahoe

    6.20 Uhr Tagwache, Frühstück, 07.20 Uhr holt uns ein Taxi beim Hotel ab. Dank meiner Naivität geht schon der erste grössere $-Betrag flöten: Gestern hatte ich an der Réception beim Hotel gebeten, mir ein Taxi zu bestellen, und mich auf die Dame da verlassen. Die hatte sich dann vermutlich einen Bekannten gekrallt. Der Taxifahrer meint nur, es koste $ 140.--, und gab am Empfang eine nicht näher definierte Dollarnote für die "Bestellerin" ab. Abgekartetes Spiel. Ich hätte den Fahrer wieder wegschicken können, mit der Konsequenz, dass es uns nicht mehr für den early-pick-up reichen würde. Road Bear hatte mir am Donnerstag gesagt, wenn wir bis 08.30 dort seien, ginge das, ansonsten wäre 11.00 der frühestmögliche Zeitpunkt. Also gut, wir beissen in den sauren Apfel und lassen uns nach Hayward auf der anderen Seite der Bay bringen.

    Die Übernahme des Wohnmobils aber geht dann perfekt vonstatten. Die junge Dame von Road Bear ist eine Schweizerin, sie nimmt einen detaillierten Damage Report auf und erklärt uns alles sehr plausibel. Mein Sohn hört genauso aufmerksam zu wie ich - mit der Konsequenz, dass ich mich dann unterwegs an einiges nicht mehr erinnerte (eine Frage des Alters?), er aber schon. Was solls, Arbeitsteilung in der Familie, das bringt's.

    Wir werden auch mit guten Tipps bezüglich Einkauf, Rückgabe etc. versorgt, v.a. auch für den letzten Campground vor der Abreise. Also kurven wir um 10.00 Uhr vom Gelände runter und gaaaaanz gaaaaanz vorsichtig in Richtung "Food-Maxx", wo wir den Grosseinkauf vorgesehen haben (und perfekt vorgeplant dank der Checkliste aus diesem Forum!). Trotz der grossen Abmessungen (27ft Länge, 12ft Höhe) gelingen mir die ersten 1,5 Meilen schon mal unfallfrei. Da ich schon Schwiegervaters Lastwägeli diverse Male benutzt hatte, ist der Respekt vor den Ausmassen nicht so gross, hingegen vor dem Automatikgetriebe schon. Doch das geht dann ganz einfach.

    Was dann kommt, ist aber nicht ganz so perfekt. Auf der verzweifelten Suche nach der Ware kurven wir durch den Supermarkt, die Kinder warten im WoMo. Der Authentizität halber werde ich dieses ab sofort korrekt R.V. nennen. Nur ganz langsam füllt sich der gigantische Einkaufswagen. Wir verbringen zuletzt über 2 Stunden im Supermarkt, bis es endlich losgehen kann.
    Zugegebenermassen bin ich daran nicht unschuldig, denn ein Verkäufer bemerkt meine Verzweiflung und bietet mir Hilfe an bei der Suche nach Sparkling Water. Er will wissen, woher ich käme, und als er hört, dass ich Schweizer bin, fragt er nur, ob dies das Land mit den 4 Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch sei. Dies habe er kürzlich im TV gesehen. Von wegen die Amis kennen Europa nicht... Beeindruckt plaudere ich noch ein Weilchen mit dem Angestellten, bis mich das schlechte Gewissen packt.

    Wir fahren über Stockton bis kurz vor Sacramento. Ca. 14.15 Uhr Pause bei "Carl's jr" für einen klassischen Fast-Food-Imbiss.

    Während der Fahrt diskutieren wir unser Tagesziel. Anita meint, wir sollen doch heute schon so weit wie möglich fahren, dann haben wir's ab morgen gemütlicher. Wir sind wirklich in Fahr-Stimmung, und lassen Sacramento kurzerhand links liegen, denn wir wollen an den Lake Tahoe. Es geht hoch, durch Wälder und Kurven, via Placerville und Pollock Pines bis auf klar über 2'000 m. Die Aussicht ist herrlich!



    Lustig finden wir, dass wir eine Ortschaft namens "Kyburz" queren, ein typisch schweizerischer Familienname.

    Das Fotografieren haben wir noch nicht wirklich entdeckt, denn wir machen an diesem Samstag tatsächlich nur zwei Fotos... Dabei ist die Gegend doch so schön!



    Um 17.00 treffen wir in South Lake Tahoe ein. Wir beschliessen, auf dem erstbesten Campground gleich mal zu fragen, und dann weiterzuschauen, falls er voll ist. Doch wir haben Glück, gemäss Manager ist noch ein einziger Platz frei!

    Wir fahren zu unserem Platz, ich parke perfekt rückwärts ein, beobachtet von unseren Nachbarn, und wir lesen die Meilenzahl ab (215 Meilen Tagespensum).

    Unsere Nachbarn heissen uns sofort herzlich willkommen. Endlich können wir die Koffern auspacken, wobei wir Dominiks Regenjacke vermissen, welche er am letzten Abend wahrscheinlich im Hotel in der Garderobe aufgehängt hat - so jedenfalls die Theorie von Anita -, anstatt sie wie befohlen auf den Koffer zu legen! Kurz heftig geärgert, dann reagiert sich Anita an einer Spaghetti Bolognese ab. Schon während dem Kochen kommen die Nachbarn fragen, ob wir bei ihnen mitessen wollen, sie haben genügend für alle grilliert! Leider sind die Spaghetti aber schon parat, die wir unter Tannenbäumen geniessen, aber danach gehen wir zum Dessert, Kaffee und Wein zu unseren Nachbarn. Es handelt sich um zwei Schwestern und einen Bruder, jeweils mit Ehegatten und Kindern, welche aus der Gegend um Sacramento stammen und hier Freitag - Sonntag verbringen.

    Meine Schilderung unseres geplanten Reiseprogramms erntet ziemlich ungläubiges Staunen, man ist sich offenbar nicht gewohnt, solche Strecken zu fahren. Doch einige gute Tipps kriegen wir auf den Weg mit, vor allem, die Westseite des Lake Tahoe zu befahren; und am nächsten Morgen kriegen wir noch eine Karte von Nevada und Utah, welche viel detaillierter ist als unser Rand Mc Nally. Ich unterhalte mich köstlich und ein wenig fliessender als Anita, während die Kinder noch sehr schüchtern sind und nur zuhören.

    Von der Gastfreundschaft dieser Familie sind wir hell begeistert, für uns ein absolut gelungener Einstieg ins Camping-Leben!
    Geändert von man-of-aran (13.06.13 um 22:31 Uhr)

  13. #13
    FC-Aarau-Fan Avatar von man-of-aran
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    Dann mache ich doch gerne mal einen Tag weiter:

    Sonntag, 6. Juli 2008

    Noch nicht so camping-gewohnt kommen wir erst ca. 9.40 Uhr auf die Räder, nicht nachdem wir uns nochmals herzlich von unseren Nachbarn verabschiedet haben. Die West-Route ist tatsächlich atemberaubend. Emerald Bay ist zwar ein wenig im Dunst, aber trotzdem traumhaft.





    Es geht weiter durch Wälder und kleine Dörfer mit vielen Blockhütten, von denen wir vermuten, dass es sich um Feriendomizile handelt. Auch sieht man immer wieder den Hinweis auf Skigebiete und die eine oder andere Bahn.

    Später machen Flavia und Dominik noch Bekanntschaft mit dem Lake Tahoe und Dominik beginnt seine Steine-Sammlung.



    Nach einem Tank-Stopp bei Kings Beach geht dann die Landschaft langsam in weniger Wald und eher steppenartig bewachsene Hügel über. Die Strassen sind relativ eng, kurvig und es gibt längere Abschnitte mit Beschränkungen bei 30 MpH. Trotzdem gelangen wir um ca. 13.30 in Virginia City an. Nicht einfach, hier einen RV-Parkplatz zu finden, denn die Seitenstrassen sind schmal und steil. Doch schliesslich schaffen wir es und, kaum ausgestiegen, hören wir das Tuten einer Eisenbahn. Wir sehen auch immer mehr Leute in Richtung Bahnhof pilgern.

    Gerade rechtzeitig sehen wir die Dampflok einfahren.



    Es ist hier ein Dampf-Fahrten-Sonntagsprogramm organisiert, und die Leute haben sich auch schön western-like herausgeputzt, siehe die beiden rechts im Bild.

    Mir hat es der Lokführer angetan. Ich muss eine Weile warten, bis ich ihn schön fotografieren kann.



    Wieder mal haben wir die Zeit vergessen, doch unsere Mägen melden sich immer vehementer und wir stürzen uns im folgenden Lokal auf die Hot-Dog-Combo. Die Dame rechts hinten ist übrigens eine der beiden Wirtinnen.



    Solchermassen gestärkt, ist es natürlich ein Leichtes, in einem Westernladen die Stiefel, Hüte und Gürtel zu betrachten. Dominik verliebt sich spontan in einen wunderschönen Leder-Rindsfell-Gürtel, der ihm aber leider zu gross ist, und trotz gutem Zureden verlassen wir den Laden ohne Kauf wieder.



    Wir können uns vom Städtchen Virginia City kaum trennen, es gefällt uns trotz doch einigen Touristen hier sehr gut.



    Wie heisst der Kerl aus Winnetou doch noch? Old Surehand? Ne - Sam Hawkins!



    Unser Tagesziel ist ja Winnemucca. Irgendwann heissts darum halt trotzdem Abschied nehmen. Zuerst gehts die gleiche Strasse zurück, die wir gekommen sind, dann runter nach Reno und auf die I-80. Und hier erfahren wir definitiv, was die USA auch bedeutet: Endlose, gerade strecken durch wüstenähnliche Landschaft, kaum ein Haus, Ausfahrten nur ca. alle 30 Meilen oder so. Dies hier ist schon fast eine paradiesische Oase:



    Irgendwo im Niemandsland ein Ausfahrtsschild zu einem "correctional center", welches ca. 3 Meilen entfernt am Fusse des Hügels liegt. Kurz nach der Ausfahrt ein Hinweisschild "bitte keine Autostopper mitnehmen". Leider kann man auf der Interstate nicht umkehren, das Schild hätte ich zu gerne fotografiert. Stattdessen begnügen wir uns mit diesem Wüsten-Bild:



    Um ca. 18.30 erreichen wir Winnemucca. Der Campground "Model T Casino + RV Resort" ist halbleer, aber sehr schön, sauber und trotz I-80 in der Nähe relativ ruhig. Es hat einen kleinen Pool, welchen Flavia und ich zum Baden nutzen, und ein wenig später gesellt sich Dominik dazu. Nur sind die meisten Restaurants hier geschlossen. Aus dem Pizza-Hut holen wir uns zwei Pizzen, welche wir zusammen mit eigenen Vorräten verspeisen. Es ist sehr heiss, also lassen wir noch kurz die Klimaanlage laufen, danach ist die Temperatur zum Schlafen i.O.

    Tagespensum: 259 Meilen

  14. #14
    Amerika-Virus infiziert Avatar von pietja
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    So, habe den Anschluss auch wieder geschafft und bin auf der Weiterfahrt dabei.

  15. #15
    Hallo Ruedi,

    dein Reisebricht lese ich gerne noch einmal, obschon er schuld ist an unseren gestiegenen Ferienausgaben . Dein Bericht von 2008, war mein erster gelesener Reisebericht über den Südwesten und hat uns damit mit inspiriert 2009 unseren ersten Womo Urlaub zu machen.

    Dabei haben wir uns den Virus eingefangen und sind in der Zwischenzeit an der groben Planung für den 4ten Womo-Urlaub der uns endlich zum Yellowstone bringen soll.

    Danke Ruedi!

  16. #16
    Fotografin+Arch-Liebhaber Avatar von Vorfreude
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    Herrlich schön, Ruedi!
    Es macht so richtig Spaß Deinen Bericht noh einmal zu lesen....

    Zitat Zitat von cBerti Beitrag anzeigen
    ...Zwischenzeit an der groben Planung für den 4ten Womo-Urlaub der uns endlich zum Yellowstone bringen soll.
    Also, wenn Ihr dafür noch ein paar Ideen benötigt, schau mal in meinen RB von Sommer 2011. Da waren wir für 5 Tage im Yellowstone.
    Best regards,
    Stefanie

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  17. #17
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    Hallo Pjetja, herzlich willkommen!
    Steffi, vielen Dank!
    Claude... ich will doch nicht schuld sein....

  18. #18
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    Montag, 7. Juli 2008: Winnemucca - Pocatello

    Heute ist unser grosser Fahr-Tag, da sollte alles perfekt sein. Frühes Aufstehen um ca. 6.30 Uhr. Anita bereitet Sandwiches und Getränke für die Fahrt vor, während ich dumpe und - schon wieder - den Wassertank auffülle. Aber das habe ich doch gestern Abend spät schon mal getan! Irgendwas ist hier faul, rund ums RV ists auch ziemlich feucht. Jedes Mal, wenn man die Wasserpumpe startet, drückt es Wasser aussen beim Anschluss raus, und der Druck auf dem Wasserhahn innen ist nur schwach. Ich krame die Gebrauchsanweisung hervor: doch, doch, alles richtig eingestellt. Na ja, das wird sich doch bestimmt von selbst erledigen, dieses Problem!?! Doch uns schwant Böses: hatten wir nicht schon in Irland mit dem Hausboot eine defekte Wasserpumpe? Bitte nicht schon wieder!!!

    Um 07.40 Uhr machen wir uns trotzdem auf den Weg. Es geht genau gleich weiter wie gestern, öde Gegenden, kaum was los. Über Battle Mountain und Elko dem Humboldt River entlang erreichen wir endlich Wells, wo wir die I-80 verlassen und auf dem Highway 93 in Richtung Norden, Idaho, fahren. Die ersten Felsen halten wir bildlich fest, ist doch was Besonderes:



    Jackpot an der Grenze zwischen Nevada und Idaho erreichen wir ca. 12.00 Uhr. Dieses Kaff ist geprägt von einem riesigen Casino-Schild, ist ja klar, schliesslich handelt es sich um einen Grenz-Ort gerade noch auf Nevada-Boden. Wir machen hier einen kurzen WC-Einkaufs-Halt. Von der Zeit her gerade noch vertretbar, beschliesse ich, meinen Vater mit dem Handy anzurufen. Dieser ist hocherfreut, endlich mündliche Nachrichten, bisher erst via Mail-Print meines Bruders. Beim Einladen der gekauften Getränke entdecken wir auf der hinteren Stossstange meine Arbeitshandschuhe, die ich am Morgen beim Dumpen dort hingelegt habe. Womit nun ein und für alle Mal geklärt ist, was für ein sanfter, umsichtiger Fahrer ich doch bin!!! 240 Meilen und nicht runtergefallen!

    Staatsgrenze: Uhr fix umstellen, so vergeht die Zeit noch schneller! Mit der Zeit geht auf dem Weg in Richtung Twin Falls die öde Landschaft in grünere Landstriche über:



    Idaho ist ein ziemlicher Agrar-Staat. Dutzende von Kilometern, pardon, Meilen, fährt man an Farms vorbei. In der Mitte des Fotos, leicht links, ist übrigens eines unserer unzähligen Opfer bzw. dessen Überreste sichtbar. Dieses Mosquito sticht bestimmt niemanden mehr!



    In Twin Falls schaffen wir es irgendwie nicht, die Brücke und die Fälle des Snake River zu finden. Wir suchen auch nicht wirklich, denn kaum in der Stadt drin, sind wir auch schon wieder draussen. Einige Meilen danach werden wir allerdings mit der Hansen Bridge entschädigt, wo wir nun auch unseren Sandwich-Halt einlegen.



    Schön ist die Brücke ja nicht, aber schön hoch:



    Was uns immer wieder fasziniert, sind die mobilen Bewässerungsanlagen:



    Vorbei an gewaltigen Feldern...



    ... erreichen wir um 16.30 Pocatello. Unser Mega-Fahrtag ist geschafft!!! War ja gar nicht so schlimm. Und morgen geht ja schon ein jahrzehntelanger Wunsch von mir in Erfüllung, wir werden den Yellowstone National-Park erreichen!

    Auf dem KOA-Campground in Pocatello mein erster Grill-Einsatz. Leider haben uns die Leute im Büro keinen Stellplatz mit Grill gegeben, aber die meisten Plätze sind eh frei und ich schnappe mir also einen Grill in der Nähe. Kaum sind die Steaks auf dem Grill, streunen zwei freilaufende Hunde ausserhalb der Campground-Umzäunung mit schnuppernden Nasen umher. Bereit, um unser Nachtessen zu kämpfen, rüste ich mich mit einem Holzscheit, doch die Hunde spüren wohl meine hohe Motivation und wagen sich nicht in die Nähe. Nachträglich muss ich allerdings sagen: die komischen Bratwürste hätten sie sich ruhig holen können...



    Diesen Traum aller Briefträger hat Anita bei der Einfahrt des Campgrounds entdeckt. Obwohl das Foto vom nächsten Morgen stammt, stelle ich es heute schon rein, denn morgen wird der Bericht von Fotos fast schon überladen... Wie gesagt: YELLOWSTONE. Merkt man meine Vor-Freude?



    Tagespensum: 402 Meilen; muss also wirklich nicht jeden Tag sein...

  19. #19
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    Dienstag, 8. Juli 2008: Pocatello - Grant Village (Yellowstone N.P.)

    Heute schaffen wir's erst knapp vor neun Uhr auf die Strasse. Ist ja aber nicht so schlimm, denn wir müssen nicht soooo weit fahren. Doch durch Idaho zieht sich's ziemlich. Allmählich beginnt die Strasse aber, zu steigen, und die steppenähnliche Gegend geht in Wälder über. Der Bundeststaat Montana hingegen ist fast gratis, nur wenige Meilen, und wir erreichen um ca. 12.00 Uhr die Nationalpark-Eingangspforte in West Yellowstone. Dort lösen wir unseren Nationalpark-Pass für $ 80.--.

    Begrüsst werden wir zwischen West Yellowstone und Madison von einer sensationellen Landschaft, einem ruhig und friedlich dahinfliessenden Bach und vielen, vielen Bäumen. So sieht also der Yellowstone aus:



    Es sind auch immer wieder Spuren der grossen Waldbrände zu sehen, wobei der arme Geselle im Vordergrund wohl kaum 1988 bei dem grössten bekannten Feuer dran glauben musste... Man ist sich ja heutzutage ziemlich einig, dass die Brände für die Natur gut sind und nachher wieder andere Vegetation die Chance hat, sich auszubreiten. Deshalb werden die Brände auch nicht mehr mit voller Wucht bekämpft, sondern eher "im Zaum gehalten", wo nötig.



    Nach Madison gehts weiter in Richtung Süden, dem Firehole River entlang, in Richtung Old Faithful. Doch nur nicht so schnell! Die erste explizite (explizit deshalb, weil ausgeschildert - denn für mich ist eigentlich der ganze Park eine einzelne riesige...) Sehenswürdigkeit ist erreicht. Beim Fountain Paint Pot blubbert, pfeifts, stinkts. Stinkts? Nun ja, dies ist eine Diskussion wert. Es riecht, ja. Stinken ist anders. Das ist schliesslich ein Naturwunder, das stinkt nicht, es riecht einfach anders...



    Ein erster blauer Pool lässt uns staunen. Die Namen der Pools habe ich mir nicht notiert.



    Dieses Schlamm-Loch hat es mir besonders angetan. Ob hier wohl die Fango-Packungen erfunden wurden, welche meinen Rücken in den vergangenen Monaten so wohltuend heilen halfen?



    Echt faszinierend! Mit ein bisschen Geduld zeigt sich der Geist von Verona Feldbusch äääh Pooth: uuuuund...... *blubb*



    Es gelingt uns nicht, am Bisquit Geyser Basin vobeizufahren, ohne anzuhalten.



    Ganz speziell faszinieren mich die speziellen Formen...



    ... und Farben:



    Interessant ist ja, dass es eigentlich nicht einzelne Erscheinungen sind, sondern immer ganze Felder. Diese sind jeweils mit Holzplanken so ausgestattet, dass die Besucher so wenig wie möglich von der einzigartigen Natur zerstören können.



    Nach einigem Rumspazieren und Fotoapparat-Betätigen fahren wir nun aber definitiv in die Old Faithful-Area beim Upper Geyser Basin. Dies ist nun aber wirklich eine riesige Anlage und die beiden vorher besuchten Attraktionen sind im Vergleich viel weniger frequentiert. Schon bei der Anfahrt kurvt man durch Einbahnstrassen und Überführungen, bis man schliesslich bei der riesigen Parkplatzanlage angelangt ist. Dort muss man nur noch dem Menschenstrom folgen... und erreicht die "Arena", die um 14.45 aber noch fast menschenleer ist. Beim Visitor Center sind die erwarteten "Show-Zeiten" auf einer Tafel notiert. Wir haben noch Zeit und verpflegen uns im Fast-Food-Restaurant. Um 15.30 sind wir wieder bei der "Arena":



    Unglaublich, ganze Menschenmassen warten auf den Ausbruch. Von der Ambiance her sieht es aus wie an einem Schweizer Schwingfest. Lange müssen wir nicht warten, denn um 15.39 ist Showtime.



    Man hört einige "AAAhs" und "OOOhs", und jede Menge "klicks". Dominik filmt den Ausbruch des Old Faithful mit unserer kleinen Kamera. Als die Show vorüber ist, beklagt er sich, dass er vor lauter Filmen kaum was gesehen habe. Wir vertrösten ihn, er kann sich den Film ja nochmals ansehen.

    Nun machen wir uns auf den Weg in den Gift-Shop, denn von hier möchten wir doch T-Shirts, Käppis, und was es sonst noch so hat mitbringen. Auch einige Postkarten und eine DVD finden den Weg in unsere Einkaufstasche, locker sind so $ 80.-- ausgegeben. Dominik hat ein T-Shirt gesehen, das ihm riesig gefällt, aber leider gibt es das nicht in der richtigen Grösse. Auch nicht im Lager, als wir bei der Verkäuferin nachfragen. Einige Minuten später, wir kommen gerade von der Kasse, eilt uns die Verkäuferin nach und sagt, im Old Faithful Inn gebe es noch eines in der richtigen Grösse, sie habe es uns reserviert.

    Nun gut, quer über das ganze Areal und ins "Inn" spaziert. Dort kommen wir zuerst nicht mehr aus dem Staunen heraus, die Konstruktion ist etwas ganz besonderes, und für Dominik als angehenden Schreiner-Lehrling ist das natürlich ganz speziell!



    Bis wir da wieder rauskommen, ist schon bald wieder der nächste Ausbruch auf dem Programm. Wir beschliessen, Dominik zuliebe diesen abzuwarten. Ich bin natürlich noch voller Tatendrang und will die Springs und Geysers im Areal noch sehen. Weil niemand mitkommen will, eile ich mit dem Fotoapparat davon und finde auch einige ganz nette Sujets. Die Familie macht es sich einstweilen bei den Zuschauerplätzen bequem, bis der nächste Ausbruch erfolgt.



    Ganz reicht es mir nicht zurück, d.h. ich schaffe es gerade noch bis zur gegenüberliegenden Seite der Zuschauerränge, als ein ganz gewaltiger Ausbruch erfolgt. Old Faithful lässt sich wirklich nicht lumpen!!



    Dieser Ausbruch entlockt den Zuschauerreihen nun sogar tosenden Appplaus, völlig verdient wie ich finde!

    Als der Ausbruch vorbei ist und Old Faithful noch ganz friedlich vor sich hin raucht, leeren sich die Zuschauerreihen allmählich. Ich schlendere den Reihen entlang, irgendwo werden die Meinigen bestimmt sitzen. Doch als ich schon bald beim Ende angelangt bin, habe ich sie immer noch nicht gefunden. Na ja, die sind sicher schlau genug gewesen und schon zum R.V. zurückgegangen. Also eile ich fix zum Parkplatz, doch da ist niemand zu sehen. Also wieder zurück. Nochmals die - fast leeren - Reihen abgesucht. Da sind sie auch nicht. Oh Mann! Ein Handy wär jetzt gut. Zurück zum Parkplatz. Niemand zu sehen. Langsam gurkt's mich schon an. Nun marschiere ich halt mal durchs "Inn", und tatsächlich, als ich vorne rausmarschiere stehen da eine relativ ungeduldige Anita, ein augenrollender Dominik und eine fussspitzenwippende Flavia. Mein unschuldiges "das war doch ein Super-Ausbruch" hilft nix, es wird kurz und heftig ausdiskutiert, dass man sich da wieder zu treffen hat, wo man sich getrennt hat...

    Dank diesem halbstündigen Intermezzo ist es 18.20, als wir im Grant Village zum Einchecken ankommen. Der dortige Ranger gibt mir eine sehr lange Instruktion, unter anderem, weil eine Bärenmutter mit 2 Jungen in der Gegend seien und deshalb sämtliche Sicherheitsvorschriften rigoros durchgesetzt würden.

    Ziemlich müde, möchte Anita nicht mehr kochen, weshalb wir im Restaurant essen gehen. Die Erwachsenen bestellen Lachs, Flavia Canelloni und Dominik ein Steak (was sonst?). Die Bedienung ist super, das Essen ist ganz ok, aber nicht überragend. Bei der Fahrt zu unserem Stellplatz kommen wir an der Gemeinschaftsdusche vorbei, wo wir mangels funktionierender Wasserpumpe duschen gehen. Trotz Einwurf diverser Quarters müssen die beiden Frauen mangels technischer Kenntnisse leider mit kaltem Wasser Vorlieb nehmen, was auch noch ein wenig Zeit kostet.

    Um ca. neun Uhr haben wir's dann auch noch zum Stellplatz geschafft, und um halb elf ist Lichterlöschen. Von der Bärin nichts zu sehen oder zu hören.

    Heutiges Tagespensum: 213 Meilen

    Für mich ging heute ein Traum in Erfüllung. Seit Jahren oder besser Jahrzehnten habe ich vom Yellowstone geträumt, Bücher gelesen, Bilder gesehen, und heute wurde mein Traum wahr!

  20. #20
    Fotografin+Arch-Liebhaber Avatar von Vorfreude
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    Das is auch eines der Dinge, die mich im Yellostone NP sehr überrascht haben: Es stinkt wirklich nicht!!!!!
    Hier und da nimmt man etwas Schwefelgeruch war, aber da ist es auch.

    Nur an einer Stelle fand ich es sehr unangenehm. Beim Dragon Caldron. In der Area hat es teilweise wirklich übel gerochen....
    Best regards,
    Stefanie

    Das Colorado-Plateau mit "Recreation Vehicle" und 3 Kindern (2009)
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