Tag 22: Zion National Park: Northgate Peaks Trail in der Kolob Section
Donnerstag, 20.08.2015:
Nach einer angenehmen Nacht, in der es im Zelt nicht zu warm war, mache ich mich mit Robert noch vor dem Frühstück auf die Socken zum South CG. Wir wollen uns schon mal ein Plätzchen sichern, damit da nichts schief geht.
Es ist noch vor 9 Uhr und es packen schon die ein oder anderen zusammen, aber es ist zunächst nichts frei, was uns anspricht. Wir kreiseln noch in einen anderen Loop und sehen eine recht kleine site, die aber schön im Schatten liegt und nicht weit vom Virgin River entfernt ist. Dort packt ein Pärchen gerade zusammen und ich frage schnell nach, ob sie abreisen. Ja, prima, dann montieren wir unser Tag gleich am Pfosten und haben unseren Platz sicher. Leider vergesse ich beim Herausfahren aus dem Campground, den Umschlag mit dem Geld gleich vorne einzuwerfen. Aber der Host wird ja nicht schon früh am Morgen alles kontrollieren. Trotzdem lassen wir uns nicht sehr viel Zeit mit dem Abbau unseres Zeltes auf dem Watchman CG, werfen alles nur locker und chaotisch ins Auto und fahren die paar Meter zum South CG. Dort ist schnell alles wieder aufgebaut und eingerichtet und wir machen uns gemütlich ans Frühstücken.
Jeremie geht gleich nach dem Frühstück zum Fluss, um die Lage mal zu peilen. Der Strand ist hier sehr klein und man sieht, dass kürzlich wieder eine Flashflood einiges mitgerissen hat. Der Fluss ist aber hier viel schöner als an unserer Badestelle auf dem Watchman CG, wo er nicht sehr breit und tief war.
Wir überlegen, welchen Trail wir heute laufen könnten. Ich schlage den Watchman Trail vor, den will ich schon lange mal laufen. Dann fällt mir ein, dass ich auf dem Rechner noch ein paar PDFs von citrusmilo.com habe, die schaue ich mir durch. Ich finde einen schönen Trail in der Kolob Section, die Wanderung zu den Northgate Peaks. Wir erkundigen uns im Visitor Center, ob die Kolob Terrace Road geöffnet ist, da ich bei der Herfahrt gestern auf Anzeigetafeln gelesen habe, dass diese zeitweise gesperrt ist. Dort sind gerade Bauarbeiten, die Straße wird asphaltiert. Der Ranger rät uns aber, schnell hinzufahren, da in der Mittagspause von 12 bis 13 Uhr die Autos passieren dürfen. Allerdings würden wir dann bis 16 Uhr auf dem Parkplatz festsitzen. Aber das ist egal, denn wir brauchen ja auch eine gewisse Zeit für den Trail.
Die Kolob Terrace Road fährt sich in weiten Teilen bereits sehr komfortabel auf dem neuen Asphalt. Dazwischen gibt es noch einige Gravelstrecken oder alte asphaltierte Passagen, die schlimme Schlaglöcher haben. Kurz vor zwölf Uhr erreichen wir die Baustelle, müssen nur etwa 20 Minuten warten und dürfen dann dem Pilotcar bis zum Wildcat Canyon Trailhead hinterherfahren.
Wir schultern die Rucksäcke und laufen los.
Jeremie ist mit dem GPS (das wir aber nicht wirklich brauchen, denn der Weg ist leicht zu finden) wieder unser Guide. Es geht zunächst eine gute Meile auf dem Wildcat Canyon Trail entlang, über sandige oder schottrige Wege, an Wiesen vorbei, durch Wald, bis wir auf den Northgate Peaks Trail abbiegen.
Ein sehr schöner Trail ohne großartige Steigungen, und nach knappen 2,5 Meilen sind wir am Ziel.
Was für ein wunderschöner Flecken Erde hier!
Und der Weg hierher vom Trailhead bis zum Ziel menschenleer. Der totale Gegensatz zum Rummel im Main Canyon. Wir machen eine Vesperpause und lassen uns viel Zeit, denn vor 16 Uhr kommen wir ja ohnehin nicht vom Parkplatz weg.
Wir laufen gemütlich zurück, fotografieren Kleinkruscht auf dem Boden und sind dennoch 20 Minuten zu früh am Parkplatz, der noch abgesperrt ist.
Ich fülle während der Wartezeit meine Trinkblase wieder auf, denn sobald wir zurück am Zion Visitor Center sind, möchte ich allein noch den Watchman Trail laufen. Jeremie will natürlich im Fluss spielen und Robert bleibt dann bei ihm.
Kurz nach 16 Uhr kommt das Pilotcar angefahren, der Fahrer sammelt die Pylonen ein und wir fahren hinterher bis zum Ende der Baustelle.
Eine wunderschöne Strecke, diese Kolob Terrace Road, vor allem bei der Rückfahrt mit tollen Ausblicken auf die Massive des Zion NP, die man nicht so häufig sieht. Wir halten mehrmals an und fotografieren.
Kurz vor Rockville, bereits wieder auf dem asphaltierten Highway #9, leuchtet plötzlich die Anzeige für den Reifendruck. Noch bevor wir mutmaßen können, was die Ursache ist, fährt Robert vorsichtig rechts ran – flat tire!!
Na prima, wie das jetzt? Nachwehen unserer Offroadtouren können das wohl kaum sein. Robert wechselt den Reifen, der spare tire ist glücklicherweise ein fullsize tire, und begutachtet den Plattfuß: Ein kreisrundes Loch, etwa 4mm im Durchmesser, wie hineingestanzt in unseren Reifen. Das war irgendwas Fieses, Spitziges auf der Straße.
Nach einer knappen halben Stunde sind wir wieder startklar und ein weiteres Mal muss ich den Watchman Trail auf unbestimmt verschieben, weil mir das zeitlich jetzt nicht mehr reichen würde.
Egal, wir gehen, nachdem Robert mit der Autovermietung telefoniert hat, alle zusammen zum Fluss und genießen die Abkühlung dort. Jeremie baut Dämme, lässt Sand in den Fluss rieseln und ist ganz in seinem Element.
Abends dann wieder Restegrillen. Wir haben noch Süßkartoffeln, einen Rest Nudeln vom Vortag, etwas Gemüse und machen uns noch eine Tüte unseres Trekkingessens warm. Letzten Endes war dies völlig überflüssig, da wir nach dem Snacken der Süßkartoffeln eigentlich schon pappsatt sind.
Tja, und so sind wir leider schon wieder fast am Ende unseres Urlaubs angelangt: Der letzte Abend auf einem Campground, die letzte Nacht im Zelt. Viel zu schnell ging die Zeit vorüber. Aber es war ganz wunderbar. Morgen geht's zurück nach Las Vegas.