Kein Klax ...
Das Tagesziel heute heisst Albuquerque, NM und das ist Luftlinie etwa 900 km entfernt - geschätzte 3 Stunden Flugzeit von Ft. Worth.
Schnell sind alle Klamotten hinten im Gepäckfach verstaut, ich hab dann auch noch Tags zuvor die kleine Kühlbox bestückt mit Dingen, die man unterwegs ggf. verzehren möchte. Durch die leichte Planverschiebung am Vortag hatte ich dann doch ein bischen mehr Zeit für alles.
der Blechvogel beladen in Ft. Worth-Meacham
OK – ein Urlaubstag war nun sowieso abgeschrieben – aber Schwamm drüber. Zumindest komme ich früh in Albu an und kann es ruhiger angehen ... da konnte ich auch noch ein weiteres Planproblem lösen – die Benzinpreise waren sowohl in Ft. Worth als auch in Albuquerque unverschämt hoch ... . Leser meiner früheren Berichte erinnern sich vielleicht noch, dass die Spritmengen die man zu sich nimmt oft auch nach den örtlichen Preisen optimiert werden.
Ein Zwischenstop auf der Route kann also lohnen, wenn es dort günstigen Sprit gibt. Der Tank war noch ziemlich voll – aber es gibt einen Rabatt für die Unterstellgebühr wenn man eine Mindestmenge (zum hohen Preis) nimmt ... Start und Landung brauchen auch noch eine erhebliche Menge Benzin ... wenn ich jetzt noch Sprit nehme ist beim nächsten Tankstop nicht genug Platz für den günstigen Sprit ...
... also – los gehts ohne Sprit ... dann brauche ich auch nicht auf den Tankwagen warten!
Zum Zwischentanken habe ich Tucumcari, NM ausgewählt, der Benzinpreis ist dort ok und letztendlich gibt es eh nicht schrecklich viel zwischen Ft. Worth und Albuquerque. Tucumcari ist vielleicht dem ein oder anderen Route 66-Reisenden ein Begriff: der Ort mit den bunten Leuchtreklameschildern ...
Freigabe von der Ground Control war da und los gehts ... beim taxi’en raus kann man sich dann schon mal rüberbeugen und das nächste Ziel ins Navi eingeben ...
das Navi im Flugzeug wird eigentlich nicht ‘Navi‘ genannt, sondern GPS. Na ja ... im Englischen heissen die Navi‘ s im Auto ja auch GPS ... egal – wie schon gesagt, ich werde mich bemühen alle Fachterminologie zu vermeiden und nur gebräuchliche Ausdrücke zu verwenden.
Das Navi im Flugzeug spricht allerdings nicht zu den Insassen und hat daher auch nicht den sonst so reiseberichtsüblichen weiblichen Vornamen.
Ich beuge mich also rüber um flink die Destination ins Navi einzugeben. Das passiert dort nicht mit Postleitzahl, Strasse und Hausnummer sondern dem sogenannten Flugplatz-Identifier; so ähnlich wie beim Linienflug die Zipfel am Gepäck in dicken Buchstaben FRA, MUC, JFK oder SFO zeigen, haben die meisten Flugplätze einen vergleichbaren Identifier und in USA Festland kommt meistens noch ein ‘K‘ davor (in Alaska und Hawaii ein ‘P‘). Den Identifier dreht man dann über Knöpfe am Gerät ein ...
Tucumcari hat den Code KTCC und das hatte ich schnell und unkompliziert eingedreht ...
... hm ... -“KTCC unbekannt“ ... wie, was?
... wars doch KTTC? ... -‘unbekannt‘
- ... KTUC? - ... ‘unbekannt‘ ...
... seltsam ... ich hatte mir den Code doch extra noch schnell gemerkt.
Es geht gleich los ... also dann erstmal kurz Albuquerque eindrehen und den Code von Tucumcari gucke ich dann unterwegs nochmal nach ... den Code von Albu kennt doch wirklich jeder: KABQ!
- was ... unbekannt ?!? ... oh Mann ...
KALB? Nee - das ist Albany in New York – das weiss ich so.
OK – es geht jetzt wirklich los und ich kann mich nicht an einen einzigen Airport-Code erinnern – na Klasse! Einen Test machen wir nun noch: KLAX – da bin ich mir sicher dass es den Code gibt ...
... Fehlanzeige – war dem Gerät unbekannt!!
Prima - da geht auch noch das GPS kaputt ... seltsam – gestern von Oklahoma nach Ft Worth gings doch noch. Vor allem das Gerät hatte vor Kurzem noch einen Software-Upgrade bekommen. Ich hatte das Flugzeug damit auch problemlos kurz vorher von Boston nach Oklahoma gebracht ...
Aber das muss ich später auseinander sortieren ... erstmal losfliegen grobe Richtung West-Nordwest.
Der Dallas Ft. Worth Metroplex liegt schnell hinter uns und es beginnt die grosse Leere von West Texas:
Landschaftlich ist nicht viel zu sehen; hier und dort ein ausgetrockneter Fluss, die hier in der Gegend auch ‘Arrojo‘ genannt werden, ein Wäldchen, ein paar Öl-Bohr-Pads, gelegentlich eine Ranch oder eine super-kleine Ortschaft ...
Oder auch eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, oft in der besonderen Form eines sogenannten ‘Irrigation-Circles‘. Diese grossen runden Felder, die künstlich bewässert werden um in diesem kargen Land etwas zu produzieren. Diese lassen sich oft auch sehr gut auf den Langstreckenflügen an die Westküste im letzten Drittel oder Viertel des Fluges beobachten, grüne kreisrunde Flächen inmitten der Badlands.
Hat jeder schon mal so ein Ding gesehen? Vielleicht auf einem Flug an die Westküste?
Zeit für eine Synopse, um es besser erkennen zu können:
Wer wissen will wie diese Dinger aus der Nähe aussehen, ich hab da noch eine Archivaufnahme von so einem Irrigation Circle:
in der Mitte wird das Wasser gepumpt und dann durch den bis zu 500 Meter langen Ausleger gerieselt, der dann kreisförmig um die Pumpe bewegt wird ...
Tucumcari wurde schnell erreicht und auch ohne ‘Navi‘ gefunden. Der Flugplatz liegt ziemlich ausserhalb vom Ort und ist ein alter Militärflughafen, der nach dem zweiten Weltkrieg wie viele andere im Land zu Surplus erklärt und den zivilen Behörden übergeben wurde. Das Flughafengebäude ist auch noch genau aus jener Zeit:
Es war ein früher Sonntag-Morgen, so dass ein Tankstop in Tucumcari wegen der Spritpreisen in Ft. Worth und in Albuquerque ganz gut passte. Da war Tucumcari noch eine letzte Gelegenheit zu einem halbwegs vernünftigen Preis vollzutanken, was dann vom freundlichen Tankwart auch geschah:
Dann gesellte sich noch eine Kaman K-Max hinzu, jener kuriose Helikopter, welcher über solch seltsam anmutene ‘intermeshing Rotorblades‘ verfügt:
Auf deutsch heisst das ‘Flettner-Doppelrotor‘ und das sind eben genau zwei Hauptrotoren, die sich ineinandergreifend gegenläufig bewegen. Hoffentlich vertöddern die sich nicht ...
Sieht sehr ungewöhnlich aus, hat aber offenbar Vor- und Nachteile. Das Gerät kommt ohne den sonst üblichen Heckrotor aus und kann daher die gesparte Energie in Hubarbeit umwandeln ... na - ich will nicht weiter damit langweilen, aber wenn man mal zu Anton Flettner google‘d hat der doch allerlei interessante Dinge erfunden, ein Prinzip davon ist auch am Blechvogel. Zeige ich gleich noch weiter unten...
Nun gings Richtung Albuquerque, die Landschaft wurde interessanter aber ich habe mal wieder vergessen Bilder zu machen ... ich glaube ich hatte den neuen Fotoapparat irgendwo hinten auf die Sitze gelegt und kam nicht dran ...
Von Tucumcari nach Albuquerque ist es nur ein kurzer Flug, 280 km – das ist in einem guten Stündchen gemacht. Der Flugplatz in Albuquerque war recht ruhig und windstill - das konnte ich aus der Entfernung schon hören, weil ankommende Flugzeuge aus allen Richtungen immer gleich geradeaus reingelassen wurden, also Start- und Landebahnen aus allen Richtungen benutzt wurden. Das geht natürlich nur wenn nicht viel los ist.
Pünktlich zum Mittag war ich dann in Albuquerque, wo der Mietwagen von Hertz schon wartete:
Aus diesem Bild machen wir noch eine schnelle Synopse, um ein Flettner-Ruder zu zeigen, welches Anton Fletner 1918 bereits zum Patent angemeldet hatte:
Ok – genug mit technischen Details gelangweilt ... . Wen es wirklich interessieren sollte, bitte mal nach Anton Flettner googlen und durch seine vielen Erfindungen stöbern.
Von hier gings ins Hotel, nach einer Empfehlung am Flugplatz genau in der Old Town. Diese schauen wir uns in der nächsten Episode an – und es wird von mir sogar noch ein regionales Kochrezept geben ... .