Mittwoch, 09.09.2015

Nach drei Tagen Stadt, Menschen und Trubel geht es heute ab ins Auto und die Natur. Die Koffer sind wieder eingepackt und verstaut und wir verlassen Washington auf der Interstate 66 Richtung Westen. Erster Stopp – Frühstück. Waffel, Pancakes, Eier... Das volle Programm

Danach sind wir eine knappe Stunde unterwegs bis wir den Shenandoah National Park erreichen.



Nachdem der Eintritt bezahlt und das Kartenmaterial eingesteckt ist stoppen wir zunächst kurz beim Visitors Center. Den vom Reiseführer empfohlenen Fox Hollow Trail können wir leider auf keiner der Karten finden aber eine kurze Nachfrage beim Park Ranger bringt uns auf den richtigen Weg.



Gleich gegenüber des Visitors Center gelegen ist dieser Trail eine eher kurze Runde. Und wirklich viel zu sehen gibt es irgendwie auch nicht. Ein Minuspunkt für den Reiseführer. Danach geht es im Auto weiter von Viewpoint zu Viewpoint entlang des Skyline Drive. Eine wirklich tolle Strecke – grün über grün. Sehr schön nach so viel Stadt in den letzten Tagen.







Highlight des Tages für heute sind die „Luray Caverns“. Die Höhlen sind absolut faszinierend. Unser Tour Guide leider nicht. Die Dame macht eher den Eindruck einer studentischen Aushilfskraft und vergisst immer wieder ihren ganz offensichtlich auswendig gelernten Text. Das sie stark übergewichtig und daher ständig außer Atem ist lässt das Ganze auch nicht unbedingt professioneller erscheinen Wir versuchen daher uns ganze am Ende der Gruppe zu halten um zumindest in Ruhe die tollen Höhlen zu genießen.







Im recht happigen Eintrittspreis von $26 ist noch das „Historic Car & Carriage Caravan Museum“ enthalten das von außen eher nach einer größeren Garage aussieht und von uns daher ignoriert wird.
Fazit: Die eigentliche Attraktion ist wirklich zu empfehlen. Leider kommt das drum herum nicht ganz mit.

Immerhin gibt es eine Tankstelle direkt vor der Tür. Mit vollem Tank geht es auf der Interstate 81 Richtung Norden zum Tagesendziel Gettysburg.
Kurz hinter Winchester, VA passiert es dann. Ich sehe nur noch unter dem Wagen vor mir ein backsteingroßer Gegenstand (was es wirklich war weiß ich bis heute nicht, vermutlich ein Stück Metall oder tatsächlich ein Stein) aufgewirbelt wird und auf mich zukommt. Zeit zum Reagieren habe ich nicht. Es knallt zweimal gewaltig, dann zerreißt der Gegenstand den rechten Hinterreifen. Zum Glück reagiere ich immer noch nicht sondern nehme einfach nur Gas weg und fahre vorsichtig rechts auf den Standstreifen. Wir stehen! Puh… erst mal durchatmen. Als nächstes raus aus dem Auto und hinter die Leitplanke.

Der Puls geht zwar durch die Decke aber wir schaffen es ruhig zu bleiben und keine Panik zu bekommen, das wird uns später selber wundern.

Ein Blick auf den Reifen verrät schnell dass wir erst mal genau hier bleiben. Weiterfahren ist keine Option zumal die letzte Abfahrt direkt hinter uns ist.





Außerdem tropft es aus dem vorderen Bereich des Autos. Das sollte sich allerdings später lediglich als Kondensat der Klimaanlage herausstellen. Ich rufe also bei Dollar an und bekomme sogar schnell jemanden ans Telefon. Die Dame bestellt einen Abschleppwagen. Soweit, so gut. Als problematisch stellt sich lediglich die Lokalisierung unserer genauen Position heraus. Unverständlicherweise kann die Dollar Dame mit meinen Angaben - Interstate 81, Richtung Norden, bei Meile 318,2 (kann man sogar auf dem Foto, wenn auch etwas unscharf, erkennen...) – nichts anfangen sondern fragt mich immer wieder nach „landmarks“. Es stellt sich raus das sie damit Fastfood Filialen meint.
Es dauert fast eine viertel Stunde bis ich mir sicher bin das die Dame verstanden hat wo genau wird. Nachdem das geklärt ist soll es ca. eine Stunde dauern bis der Abschleppwagen da ist. Mittlerweile ist es später Nachmittag in einer knappen Stunde wird die Dämmerung einsetzen. Wollen wir mal hoffen dass der Abschlepper pünktlich ist.

Als die Stunde grade um ist hält plötzlich ein Pick-Up an und Walter steigt aus. Walter ist ein typischer Amerikaner wie man ihn sich vorstellt. Sehr groß, sehr schwer und …. Ja, bewaffnet.
Zum Glück erkenne ich nicht nur den Holster an der Hüfte sondern auch seine Loomis Uniform (Ist ein Geldtransportdienstleister). Das gibt ihm einen gewissen Vertrauensvorschuss. Nachdem ich die Frage ob wir deutsche Touristen wären (dem „th“ sei Dank ) be-ja-en kann meint er mit Blick auf die Pistole am Gürtel, nur trocken „… well, I don’t think I’m gonna this then…“, stapft zurück zu seinem Pick-Up und schließt das Schießeisen im Handschuhfach ein. Er ruft kurz seine Frau an und sagt er würde zu spät zum Essen kommen und wirft dann einen Blick auf den Nissan. Die ausgelaufene Flüssigkeit ist mittlerweile weg getrocknet und wird daher als Kondensat abgetan. Gemeinsam mit Walter mache ich mich daran den Reifen zu wechseln, alleine hätte ich mir das nicht zugetraut. Es sieht dann auch so aus, das Walter den Reifen wechselt und ich daneben stehe ich Werkzeug anreiche… es tut halt jeder was er kann


Den Abschlepper habe ich inzwischen bei Dollar abbestellt und irgendwann haben wir das Notrad montiert und alles wieder im Auto verstaut. Walter macht sich mehr oder wenig unauffällig wieder auf seinen Weg und lehnt vehement jeglichen Dank ab. Es bleibt also bei einem Handschlag.
Danach heißt es für uns über die kleinen Landstraßen und Dörfer Virginias und Pennsylvanias den Weg zu unserem Hotel zu finden. Das Navi leistet aber gute Arbeit und nach einem Zwischenstopp bei McDonalds erreicht abends um zehn das Super 8 in Gettysburg, PA. Wir sind fix und fertig und beschließen erst mal schlafen zu gehen und uns Morgen um den Rest zu kümmern. Alles in allem denke haben wir noch ziemlich viel Glück gehabt, der Gegenstand ist unterm Auto gelandet. Wäre ich ein wenig näher dran gewesen wäre er vermutlich gegen/durch die Windschutzscheibe geknallt. Auch Walters Hilfe war ein echter Glücksfall.

So long...

Gruß
Paul