Hier ist ja nach Bildern gerufen worden ... da versuche ich mal der Sache bestmoeglich nachzugehen und eine kurze Schilderung der Ereignisse beizubringen.Zitat von Simone
Bilder, Bilder, Bilder...
Vorweg: meine fotografische Leidenschaft hat vor langer Zeit schon nachgelassen und eine totale Sonnenfinsternis ist ein denkbar unguenstiger Moment eine solche Leidenschaft wiederzubeleben.
Zum einen ist eine totale Sonnenfinsternis etwas wirklich nicht alltaegliches - obgleich dieses meine fuenfte war. Da sollte man nun nicht viel Zeit verplempern mit dem Fotoapparat rumzuprobieren. Man weiss ja auch gar nicht richtig wie man das machen soll - so viel Erfahrung hat ja auch die gesamte Fachwelt nicht mit dem fotografieren von Finsternissen. Jede ist auch ein wenig anders. Haette da so einige Geschichten auf Lager ...
Zum weiteren gibt es ja auch ueberall Bilder im Netz zu finden die den gesamten Sachverhalt wunderschoen praepariert zeigen - z.B. auf der NASA-Webseite. Allerdings zeigen weder deren noch meine Bilder wie das wirklich aussah oder sich gar anfuehlt.
Meine Kollegen und ich hatten auch noch 3 GoPros mitlaufen lassen ... das Material ist mir uebergeben worden um was draus zu machen ... . Ist mir schon ein paar mal gelungen aus maessigem Eingangsmaterial einen pfiffigen Schnitt zusammenzustellen - aber ich muss ehrlich sagen dass ich in diesem Fall noch etwas ratlos bin ... vielleicht faellt mir mit der Zeit noch was ein.
OK - hier mein Kurzbericht:
Erst noch schnell Zwischenstop in Oklahoma City, ein vielleicht letztes farbenfrohes Bild vom beruehmten Hilo-Club im Classen Circle, ein altes Route 66 Carre, welches in Kuerze abgerissen werden soll:
Basislager fuer die Finsternis war bei den Schwiegereltern eines Kollegens grob im Nordwesten von Kansas City gelegen - nahe der Grenze zu Nebraska. Was soll ich sagen, das war einfach Klasse; ein altes Farmhouse auf der Prairie, mit grossen Boegen und Verandas vor den Tueren. Innen beinahe wie ein Museum, aber ohne den Staub und mit modernen Geraeten und Amaturen stilvoll integriert. Garage im Nebenhaus mit Aussenlautsprecher, die 24/7 Musik spielten ... und das hatte was ... obwohl ... haette etwas weniger Country sein koennen nach meinem Geschmack. Aber abends auf der Veranda mit einem Kaltgetraenk kann man da nicht meckern.
An den zwei Abenden die wir dort waren (mehrere Kollegen aus den Bueros) wurde gross und gut aufgefahren - Ribs am ersten Abend und Catfish (nicht so mein Fall) am letzten, alles mit reichlich Beilage, Maiskolben mit viel Butter - direkt auf dem Butterviertel gerollt ... das kannte ich auch noch nicht. Gross, satt und ueppig auf dem Gemeinschaftstisch. Das allein haette den Trip schon gelohnt - die Sonnenfinsternis war dann noch der Tupfen auf dem I. Ich habe leider keine Fotos und wenn dann waeren die privat.
Ach so - die Finsternis ... das Wetter war die ganze Zeit gut - bis auf die Vorhersage fuer Montag morgen, dem eigentlichen Tag der Expedition. Bestes Wetter im gesamten Land ausser South Carolina und um Kansas City herum ... . Also mussten wir frueh raus und Richtung nordwest-west ... weit nach Nebraska rein.
Mit Google Maps und dem Totalitaetspfad im Overlay im Zickzack das blaue Loch verfolgt. Zum Schluss auf Schotterpisten zwischen Mais- und Sojafeldern, die schachbrettartig jede Meile eine Kreuzung hatten. Um auf der Centerline zu bleiben immer ein Kaestchen nord und zwei Kaestchen west. Am Ende musssten dann noch eilig insgesamt etwa 250 Meilen gefahren werden. Hier an der Kreuzung J und 300 wurde dann unser Klappstuhl Lager eingerichtet - je nach Webseite zwischen 300 oder 1500 Meter von der Centerline entfernt:
Los geht's - hier ein Bild mit vielleicht >95% Verdeckung:
nun Totale:
etwa 2 Sekunden vor Ende des Kernschattens:
Ich hatte es schon gesagt - jede Finsternis ist etwas anders und von den ganzen Weisheiten, die zu einer Sonnenfinsternis berichtet werden habe ich noch nie eine erlebt wo alle zugesagten 'Eigenschaften' vorhanden waren. Diese hatte gleich zwei Sachen, die ich zuvor nicht erlebt habe; es wurde tatsaechlich merklich kuehler und Tiere hatten ihr Verhalten etwas veraendert. Nicht leiser oder still, wie oft verheissen - aber etwa 5 Minuten vor der Totalen flogen auf ein Mal Schwalben wie am Abend einzeln im Tiefflug ueber die Maisfelder ... keine Ahnung wo die ploetzlich herkamen. Zogen dann auch etwa 2 Minuten nach der Totalen relativ hoch im Schwarm wieder ab und waren dann verschwunden.
Etwas spaeter kam noch ein Hirsch aus dem Maisfeld und stand ratlos auf der Strasse.
nicht sicher ob der 1A Bescheid wusste was grad passiert ist
Was diesmal signifikant fehlte (das kann aber auch an der hohen Cirrenbewoelkung liegen die wir hinnehmen mussten) waren die sogenannten 'Waves' (Flimmern) in den letzten Sekunden vor Eintritt und nach den ersten Sekunden nach Austritt des Kernschattens. Auch die sonst von mir beobachtete Farbverschiebung ins unwirklich Blaue in den letzten 2 Minuten vor der Totale war merklich verhaltener ausgefallen als gewohnt.
Als letztes dann: es wurde nicht komplett dunkel sondern es blieb ein 360 Grad rundum Sonnenuntergang. In mindestens 2 Sonnenfinsternissen zuvor (1994 und 1998) war es wirklich stockdunkel geworden.
so sah's rundum aus
hier noch Blick nach der Totalen in Richtung ost-suedost mit dem abziehenden Kernschatten:
schwer zu erklaeren, aber hinten in der Bewoelkung konnte man den Kern-Schatten fliehen sehen ...
Das war's ... ausser dass die Texas-Kollegen dann noch nach Beratung von Google-Maps feststellen mussten dass sie etwa 950 Kilometer von zuhause entfernt waren, waehrend die Kollegen aus dem Kansas City Buero noch keine Ahnung hatten in was fuer einen Stau sie diesen Nachmittag noch geraten wuerden. Alle mussten am Dienstag wieder im Buero sein.
Alles in allem ein ganz besonderer Ausflug. Ich kann nur raten wer noch nicht hat sollte wirklich mal eine Sonnenfinsternis in der Kernschattenzone erleben. Kann man nicht sehr oft im Leben machen. Lohnt auf jeden Fall.
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, Chris.
