Hasenpfeffer mit Selleriesalz

Dieser Morgen fing entspannt an. Grosse Abfahrt mit Bob war für 10:00 Uhr angesagt – das macht die Truppe doch schon mal sympathisch. Da hat man glatt noch Zeit für ein richtiges Frühstück in der Tankstelle. Die Tankstelle ist zentral gleich an der grossen Abzweigung. In jede Richtung ist es weit zum nächsten richtigen Ort. Fast jeder hält dort, ob nun zum Tanken oder für eine letzte Besorgung. Entsprechend geht es dort zu. Man sollte sich einfach dort mal einen ganzen Tag nur auf die Bank setzen um dem eifrigen Treiben zu zuschauen. Hier treffen sich Urlauber und Reisende aller Disziplinen; Kayaker, Wanderer, Mountain Biker, Rafter, Camper, Golfer, Übersee-Touristen, Jeep-Fahrer und natürlich auch Motorradfahrer in allen Formen: Sportbiker mit ihren Rennverkleidungen, Cruiser auf Harleys, Tourenbikes, Adventure-Bikes aber auch die echten Dirt Biker mit ihren leichten kleinen Maschinen ohne Strassenzulassung – das sieht man hier offenbar nicht so eng.

Nach einem deftigen Frühstück in der Tankstelle ging es dann zum vereinbarten Treffpunkt - einem RV-Park am Ortsausgang.
Ich war sogar etwas zu früh dort, aber es hatten sich schon ein paar Bikes eingefunden. Dort war auch Dave, der gestern die Einladung ausgesprochen hatte und machte seine Honda reisefertig.




Während eines Schwätzchens kam auch Bob hinzu, ging geradewegs auf mich zu und musterte mein Mopped ... „Wie ... mit dem dicken Ding willst du mit uns mitfahren ...?“ und schüttelt den Kopf ... er glaube nicht dass das das richtige Gerät sei – zu dick und zu schwer ...! – öhm ... Dave hatte doch gesagt die Strecke wäre nicht schwierig ...?!
- „Dave hat keine Ahnung ...! Mit dem Ding kann man nicht zum Top of the World ...!“

Tja, das klärte dann auch die immer noch latent im Hinterkopf währende Debatte ob ich nicht doch lieber in den Park fahren solle ... .

- „dann fahre ich wohl heute in den Park ...“

... aber Bob lenkte ein und sagte wir können ja erstmal gucken wie es so läuft ... . Umdrehen und in den Park fahren könne ich dann ja immer noch.

Also los ... auf zum Top of the World … zunächst etwas rauhere Schotterpisten im Hinterland nördlich von Terlingua. Alles noch recht ok zum fahren ... hatte Bob da etwa masslos übertrieben?

Während eines Päuschens hab ich dann mal vorsichtig gefragt wann die schweren Stellen kommen ...


die Piste

„Die kommen noch ...“

Na Klasse, wir haben in der Zwischenzeit lediglich gute zwei Dutzend Abzweigungen genommen, die etwa alle gleich aussahen. Da war ich mir nicht sicher ob ich den Weg zurück wieder finden würde ... . Bei einem vorzeitigen Aus muss ich dann wohl warten bis die Truppe auf dem Rückweg wieder vorbei kommt ...

„... wir kommen hier auf dem Rückweg nicht vorbei weil wir einen anderen Weg zurück nehmen ...“, ergänzte Bob ...

... und so kams ... die Wege gingen nun auf und ab, stellenweise recht steil – da musste man mit Schwung rauf ... zunehmend wurde aus dem Schotter nun faustdickes Gestein und dann stellenwweise pampelmusengrosses Geröll ... macht das mit dem Schwung schwierig. Auf den dicken Steinen sprang mein Hinterrad wie ein Ping-Pong Ball ... .

„Da müssen wir Luft rauslassen ...“, bestimmte Bob ... und hatte damit vermutlich Recht, der Luftdruck war vorschriftsmässig für die Strasse - die Hälfte würde vielleicht besser passen. Für den morgigen Tag ist aber die Texas Farm-to-Market Road 170 nach Presidio vorgesehen, das beste Stück Strasse in ganz Texas. Da hätte ich schon gern den ganzen Luftdruck im Reifen. Und Terlingua ist nicht der Ort wo man verlässlich funktionierende Ausstattung an der örtlichen Tankstelle findet ...

Alte Regel – nirgend jemand lässt irgendwas raus bevor wir nicht wissen wie wir es nachher wieder rein kriegen! Bob sagte er habe noch einen Mini-Inflator der mit CO2 funktioniert - aber keine Patrone mehr. Dave sagte dass Matt vielleicht noch eine beim Wohnwagen habe oder er sonst noch seinen Nachbarn fragen könne ... . Vielleicht hat irgendwer noch ...

- “... nope - die Luft bleibt drin ... !“

Nebenbei noch schnell ein Blütenfoto gemacht:



die Wüste lebt ...

Zur Auflockerung des Programms macht Bob noch einen Abstecher zum „Broken Dream“, wie er es bezeichnet ... (langsam glaube ich er denkt sich diese Namen alle nur aus ...):




Der broken Dream war eine nun verlassene Baustelle, wo jemand angefangen hatte ein recht pfiffiges und luxuriöses Haus in der Wüste zu bauen. Ich habe leider kein richtig gutes Foto – nur ein zensiertes, aber man konnte schon sehen dass es stilvoll geworden wäre. Herrlich rustikaler Baustil mit lokalem Fels gemauert, super Aussicht und ruhige Lage ... zu ruhig, ... ich hatte bereits über 20 Meilen (~ 32 km) auf dem Zähler seit wir die Strasse verlassen hatten – hier gab es weder Strom noch Wasser und die Logistik für den Bau wird nicht einfach gewesen sein; wenn ich hier schon nicht mit dem ‚dicken‘ Motorrad hinfahren soll, dann werden die Zulieferei sowie Betonmischer auch keine einfache Anfahrt haben. Dem Bauherrn ist dann in Folge das Geld ausgegangen.



Bild musste zensiert werden – bitte keine Nachfragen ...

So abgelegen ist schon eine Herausforderung – da kann man nicht mal eine schnelle Besorgung machen ... man stelle sich nur mal vor dass während der Zubereitung des grad geschossenen Hasens plötzlich der frische Knoblauch ausgeht und man stattdessen mit Selleriesalz aus der Dose nachwürzen muss ...

Schlussendlich, nach ein paar Wendemanövern, weil Bob zum Schluss auch nicht mehr so sicher navigierte, waren wir da - am ‘Top of the World‘:



Top of the World

Die Aussicht war lohnenswert:



Blick nach Süden - ungefähr Richtung Terlingua

Hier noch ein Bild von der Truppe bei einem Stop auf dem Rückweg:



Um eventuell aufkommende Fragen zu beantworten:

Ja - da ist ein Mädel dabei, das ist Tiffany ...
Ja - sie fährt besser Mopped als alle anderen ...
Und ja – sie hat einen Boyfriend, und der ist in der kanadischen Olympia-Auswahl und Teilnehmer der X-Games ... ausserdem ein netter Kerl.

Aber gut – wenn solche Dinge alle geklaert sind brauchen wir älteren Semester dann auch nicht die ganze Zeit die Bäuche einziehen...

Wie ich noch erfahren hatte gehört das gesamte Gelände auf dem wir hier unterwegs sind zur Terlingua Ranch, ... das erklärt dann zumindest in Teilen das Rätsel von gestern; die ober-coolen Typen findet man nicht im Saloon, sondern hier draussen auf den weiten Pisten der Terlingua Ranch ...

OK ok , ... jede Menge obercoole Typen plus ein Zugelaufener mit ‘nem zu grossen Mopped ...

Die ungefähre Strecke am Morgen (nicht sicher ob alle Teilstücke korrekt sind):

https://kurv.gr/TfakB

Die Jungs hier haben alle Shinko Reifen empfohlen - eine Reifenmarke aus China. Gute Traktion, günstig im Preis und hohe Laufleistung.
Seltsamerweise werden wir über Shinko auf diesem Trip nochmal reden müssen ... .