Funkenflug

Der Tag war noch lange nicht zuende ... wir waren am frühen Nachmittag zurück in Terlingua. Da müsste die Zeit noch reichen doch noch auf einen Sprung in den Park zu fahren.
Schnell nachgetankt und weiter in den Big Bend National Park. Für die Old Ore Road reicht die Zeit nicht, aber die Old Maverik Road (sandig) zum Santa Elena Canyon und die Asphaltstrecke wieder zurück müsste einigermassen bequem drin liegen.

Standardstrecke, aber kurzweiliger als nichts tun. Kurzer Stop an der Luna Jacal, so wie ich es der Schautafel entnommen habe eine ehemalige Schafhirtenschutzhütte




Kurz zum POI eingedreht, im Hintergrund sieht man schon den Einschnitt vom Santa Elena Canyon


Luna Jacal



Old Maverick Road

Der Santa Elena Canyon ist einer von drei Canyons im Park wo sich der Rio Grande durch den Felsen schnitt. Genauer gesagt ein Halber von drei halben Canyons im Park, denn der Rio Grande bildet den Grenzverlauf zwischen USA und Mexico. Deshalb liegen die jeweils südlichen Hälften der Canyons ausserhalb des Parks.

Der Santa Elena Canyon ist möglicherweise der schönste der drei Canyons, ich habe allerdings einen davon noch nie in Natura gesehen, der Mariscal Canyon - nur über eine rauhe Piste zu erreichen. Ist aber auf der to-do-Liste für zukünftige Trips in den Park mit dem Mopped.

Der Santa Elena Canyon kommt näher ... :



Die letzen Meter geht es zu Fuss an den Strand vom Rio Grande:





Links ist Mexico, rechts USA

Von dort dann gemütlich auf dem Ross Maxwell Scenic Drive (für die Ortskundigen, das ist die normale asphaltierte Stichstrasse zum Santa Elena Canyon) zurück Richtung Terlingua.

Die Luft ist aber sehr trocken – ausserdem ist es sehr heiss, vielleicht sollte ich einen schnellen Stop am Castolon Visitor Center einlegen, genauer gesagt am angeschlossenen General Store um noch ein schnelles Kaltgetränk für den sofortigen Verzehr zu erwerben. Ich kenne die Öffnungszeiten nicht auswendig, aber es ist 16:53 Uhr! Als berechtigte Arbeitshyphotese kann man annehmen dass der Shop möglicherweise um fünf Uhr schliesst ... sieben Minuten Zeit und war ich nicht eben noch an einem Schild ‘7 Meilen‘ bis Castolon vorbeigefahren?! Nun aber hurtig, rein rechnerisch muss ich 60 mph fahren um noch vorm zuschnappen des Verschlussbolzens schnell den Fuss in die Ladentür zu stellen ... .

Die Parkleitung möchte übrigens gerne dass wir im Park nur maximal 45 mph fahren ... das dachte sich auch ein PKW Fahrer der vor mir mit 42,5 mph auf der kurvigen Strecke daher schlich ... das Überholen war bei Kurven und Gegenverkehr nicht einfach ... .

Punkt fünf knatter ich nach nicht weiter zu erwähnenden Fahrmanövern beim General Store auf den Hof. Dort war der Rummel los ... die Schulklasse vom Vortag war auch da und hatte alles in Beschlag. Da die Riesentruppe mit Privatfahrzeugen der Eltern angereist war gab es beinahe nicht mal einen Parkplatz fürs Mopped. Irgendwo konnte ich mich dann doch noch wo dazwischen quetschen.

Der Laden - der tatsächlich um 17:00 Uhr schliesst – war noch geöffnet, aber geplündert ... . Konnte noch schnell ein Gatorate greifen – mag ich eigentlich nicht so sehr aber in so einem Fall ist man nicht wählerisch ... .

Der Laden selbst ist sehr sehenswert, das Gebäude ist authentisch - 1902 im Adobe Stil gebaut aus den alten Tagen als Castolon ein Trading Post gewesen ist, der Handel aller Art pflegte - legal und auch nicht so legal. Der Handel war auch grenzübergreifend ins benachbarte Mexico – der Norden der mexikanischen Provinzen Cohuila und Chihuahua waren seinerzeit faktisch Teil des texanischen Wirtschaftsraums – es gab hier nie einen Zaun oder eine Mauer - und hoffentlich wirds auch in der Zukunft keine geben!

Draussen vor dem Gebäude ist ein Sonnenschutz aus Zuckerrohr, der dem Klientel Schatten spendet und dort hab ich dann auch mein Gatorade getrunken. Mit einer der Mütter der Schulklasse kam ich ins Gespräch, da sie eine Austauschschülerin aus der Schweiz dabei hatte. Es gab ein kurzes Schwätzchen bis die gesamte Truppe aufsattelte und weiter zog ... ah – diese Ruhe ... .

Plötzlich rollte dann auch noch der weisse Jaguar vom Vortag auf den Vorplatz ... fragte dann auch gleich – wieder in gebrochenem Englisch – wo ich das Gatorate her habe ... ! – Ja, der Laden war nun geschlossen ... ...

Hier ein paar wenige Fotos vom Castolon Store - innen wie aussen:



die Holzkabine hinten ist das alte Postamt (zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr in Betrieb)



eine alte Zapfsäule



das Sonnendach aus Zuckerrohr spendete Schatten für die Besucher

Hier kommt nun der wirklich traurige Teil der Geschichte, ... das Gebäude ist im drauffolgenden Monat bis auf die Mauern niedergebrannt
Ein Wildfeuer, das auf der mexikanischen Seite begann ist durch Funkenflug über den Fluss geschlagen und hatte genau das Sonnendach aus dem trockenen Rohr entzündet was dann in Folge das ganze Gebäude in Flammen aufgehen lies.
Teile der historischen Einrichtung und Gegenstände konnten noch gerettet werden – aber Innenleben und Dach sind weg und es wird im Moment geprüft ob die Mauern für einen Wiederaufbau taugen.


Weiter gehts vorbei an einer der Vorzeige-Attraktionen des Parks, dem Aussichtspunkt für die sogenannten ‘Mule Ears‘


Eselsohren

Zurück in Terlingua, kehre ich noch bei Bob und den anderen auf dem Campingplatz ein, um dort den Tag ausklingen zu lassen.




Was hier wie ein kantiger Wohnwagen aussieht ist ein sogenannter ‘Toy-Hauler‘, kannte ich bislang auch noch nicht.
Vorne wie ein normaler Wohnwagen, war der hintere Teil mit einer Laderampe versehen, wo bis zu drei Motorräder Platz finden:



Wenn die Moppeds dann draussen sind kann man elektrisch vom Dach noch ein weiteres Bett runterlassen:


praktisch ...!

das Ründchen vom Nachmittag:

https://kurv.gr/yMfCc