Donerstag, 26. Mai 2011

Da am Abend zuvor bereits alle Einrichtungen des Campgrounds geschlossen waren, musste ich den Tag mit „Wäsche wachen“ beginnen. Da ich aber eh bereits um 7am wach war (in meinen Aufzeichnungen steht Albtraum, kann mich aber gar nicht mehr erinnern, was für einer das war), war das kein Problem. Bis Marwin aufwachte, war die Wäsche fertig.


Als ich dann schließlich noch die Formalitäten im Office erledigte, bekam ich die Info, dass viele State Park Campgrounds am Lake Champlain wegen Überflutung geschlossen seien. Da ich eigentlich im State Park auf Grand Isle reserviert hatte, war das keine gute Nachricht. Ich bekam aber gleich ein paar Ausweich-Campgrounds mitgeteilt.


Gegen 9:30am machten wir uns dann schließlich auf den Weg und waren 1 Stunde später auch schon an den Ausable Chasm, einer schönen kleinen Klamm kurz vor Lake Champlain.





Blick zum Elephant Rock (wie man leicht sieht...)




In einer Stunde waren wir durchgelaufen und fuhren mit dem kostenlosen Shuttle wieder zurück zum Parkplatz.





Sicherheitshalber rief ich bei der State Park Verwaltung an. Und siehe da: Der Campground war doch geöffnet und stand nicht unter Wasser! Zu diesem Zeitpunkt freute ich mich noch darüber ....



Gegen Mittag erreichten wir die Fähre bei Plattsburgh, die direkt zur Grand Isle rüber fährt. Es war kaum etwas los und ich konnte direkt die nächste Fähre nehmen. Während der Überfahrt gab es zwei mehr und weniger lustige Ereignisse:

1. Das GPS drehte durch: Da die Fähre sich nicht an den eingetragenen Weg hielt, berechnete es die Route immer wieder neu.

2. Am Himmel zogen bedrohliche Wolken auf.



Und diese entluden sich just in dem Moment als wir am Campground ankamen und einchecken wollten.
In Sturzbächen kam das Wasser erst vom Himmel herunter und dann weiter vom Dach des Wagens.




Leider erfuhr ich dann beim Registrieren auch von der Tornadowarnung für den Abend und die Nacht. Darüber war ich gar nicht begeistert. Schließlich befand ich mich auf einer Insel. Wie würde ich im Falle eines Falles hier wegkommen? Was wäre mit der Brücke zum Festland?


Ich beschloss erst einmal, zur Teddy Bear Factory zu fahren. Erstens war es noch früh am Tag, zweitens konnte ich mir mal die Brücke anschauen, die zum Festland führte. Diese entpuppte sich eher als Damm, der nur noch einige cm über den See ragte.
Das Festland erreichend konnte ich die Folgen der wochenlang andauernden Regenfälle sehen. Alles rechts und links der Straße stand komplett unter Wasser. Eigentlich sollten hier bereits einige Meilen Land zu sehen sein.





Der Vermonter Teddy Bear ist ungefähr der amerikanische Gegenpart zu unserem Steiff-Teddy. Die Führung durch die Factory wurde sehr liebevoll gestaltet. Man erfuhr viele nette Kleinigkeiten und Hintergründe zu den Bären bzw. ihre Herstellung, und konnte sogar beim Fertigungsprozess zuschauen. Alles wird hier in Handarbeit erledigt.








Übrigens: die Bären haben einen so dicken Bauch, weil sie immer von der Ben&Jerry’s Eiscreme (Fabrik befindet sich im gleichen Ort) naschen.

Natürlich blieb es nicht aus, dass nach der Führung drei Bären den Besitzer wechselten.



Wieder draußen zog sich der Himmel schon wieder zu.



Und der nächste Wolkenbruch ergoss sich auf uns. Der Regen kam teilweise von der Seite. Nun bekam ich es richtig mit der Angst . Ich wollte nicht wieder auf die Insel zurück. Was wäre, wenn wirklich der Tornado käme? Aber wo sollte ich denn die Nacht verbringen? Sollte ich bereits weiterfahren? Auf einen anderen Campground auf dem Festland ausweichen?
Da ich echt nicht wusste, was ich machen sollte fuhr ein paar Mal panikartig um den Block, um dann schließlich auf einem Supermarktparkplatz zu halten. Vor Marwin musste ich aber den Schein bewahren – wollte ihm ja keine Angst machen. Aber auf dem Parkplatz wollte ich nun auch nicht über Nacht stehen bleiben…



In der Zwischenzeit hörte es auf, zu regnen. Und sogar die Sonne kann etwas raus. Da sah dann gleich alles nicht mehr so schlimm aus, und ich fuhr doch wieder zurück auf Grand Isle. Die Site war sehr schön! Leider konnten wir es nicht genießen. Alles war nass, und es nieselte. Das Abendessen (Pizza aus dem Ofen) wurde somit im Auto gegessen. Und der Abend war kurz.


Um Mitternacht wurde ich wieder geweckt, da der Regen auf das Autodach trommelte. Ein starkes Gewitter war direkt über uns. Ich versuchte etwas zu sehen, aber draußen war es dunkel. Ich bekam wieder Panik! Ich konnte nun nicht einmal den Tornado sehen, wenn er tatsächlich kam. Das erste Mal dachte ich, dass das doch ein blödsinnige Idee war, alleine mit Marwin –ohne meine anderen beiden Kinder- wegzufahren. Wenn uns etwas passierte, dann wären sie ja ganz alleine…

Endlich nach einer Stunde hörte es wieder auf zu regnen, so dass ich schließlich wieder ein- und Gott sei Dank auch bis zum nächsten Morgen durch-schlief.



Vielleicht klinkt das hier etwas übertrieben. Aber so eine Angst hatte ich lange nicht mehr. Die Erfahrung einer Tornado-Warnung war für mich total ungewohnt. Man hat die Bilder der Verwüstungen im Süden vor Augen und das war in Deutschland alles weit, weit weg. Plötzlich war es ganz nah. Ich wusste nicht, wie mit umgehen. Und ich brauche, es nicht nochmal…



Gefahrene Meilen: 115,6 mi
Zeit unterwegs: ???
Toll: $15,45 (Fähre)
Campground: Grand Isle State Park
Besonderheiten: Regen, Unwetter, Tornadowarnung !!!