Tag 21: Toroweap Point - St. George - Zion NP

Mittwoch, 19.08.2015:

Kurz vor Mitternacht wache ich auf. Ich höre ein Auto, das die Steinstufen herunterfährt, sehe einen Lichtkegel und denke zuerst an den Ranger, der nun unser Permit kontrollieren will. Warum um alles in der Welt macht er das um diese Zeit??

Das Auto hält an, jemand steigt aus. Nach einer Weile denke ich mir, nun müsste doch das Permit kontrolliert sein und das Auto wieder wegfahren. Aber nein. Ich schaffe es, solange unruhig herumzuzappeln, bis Robert wach wird. Ich erzähle ihm von dem Auto, er schaut aus dem leicht geöffneten Überzelt hinaus und sieht ein großes Fahrzeug, das an einer anderen Campsite steht. Wieso kommen welche hier erst um Mitternacht an? Diese Strecke bei Dunkelheit zu fahren ist doch der Wahnsinn!

Nun ja, die Camper brauchen noch eine ganze Weile, bis sie sich (und ihr Auto) positioniert haben. Der Fahrer macht bestimmt vier oder fünf Mal immer wieder für wenige Sekunden der Motor an. Mit einer solchen nächtlichen Störung habe ich hier absolut nicht gerechnet, und da ich mich ziemlich erschreckt habe, wer da nun zu dieser Zeit hier herumgeistert, dauert es auch ziemlich lange, bis ich wieder einschlafen kann.

Am frühen Morgen sieht alles schon wieder anders aus, es wird allmählich hell, wir sehen die Camper auf der anderen Site und alles ist gut. Dunkelheit finde ich schon ein wenig scary, wenn man ganz allein irgendwo im Nirgendwo ist...

Bei einer Tasse Kaffee beobachten wir den Sonnenaufgang und genießen es, wie der Tag erwacht.



Jeremie schläft so lange, bis es im Zelt zu heiß wird, dann frühstücken wir gemütlich.





Wir haben uns einen kürzeren Trail herausgesucht, den Saddle Horse Trail, der uns auf einem Rundweg von etwa 2 Meilen tolle Ausblicke auf den Colorado verspricht.









Ein schöner Weg, allerdings zum Teil etwas eng und mit vielen Büschen, was mir spätestens nach der Sichtung einer Schlange durch Jeremie mit unseren kurzen Hosen doch etwas Unbehagen verschafft. Dennoch, der Trail ist toll, wir werden - unserer Meinung nach - von etlichen Kondoren, die über uns kreisen, begleitet. Sie erscheinen uns riesig, obwohl sie in ziemlich großer Höhe fliegen.

Der Blick auf den Colorado ist atemberaubend schön. Wir beobachten ein paar Raftingboote, die ruhig unter uns dahingleiten.

Wir gehen den Trail zu Ende und anschließend noch einmal zum Toroweap Point, wo wir nicht nur den Verlauf des Colorado Richtung Osten, sondern auch Richtung Westen sehen können.









Richtung Westen befindet sich auch eine der härtesten Rapids und wir beobachten die Raftingboote, die sich dort durchzirkeln. Allerdings sind dies sehr große Boote und sie haben sogar einen Motor, den sie dafür einsetzen, wie es scheint.

Zurück auf dem Campground wird wieder alles zügig abgebaut und verpackt und wir machen uns auf den Rückweg. Die ersten wirklich harten Meilen kosten mich wieder ein paar Nerven, sieht doch der Rückweg zunächst an manchen Passagen wieder unbezwingbar für mich aus.



Klappt alles ohne Probleme, aber ich bin froh, als wir uns wieder auf einigermaßen zügig fahrbarer Gravelroad befinden. Wir nehmen eine andere Strecke, die fast parallel zur Strecke der Hinfahrt auf der #105 (Sunshine Route) verläuft, uns aber etwas weiter westlich in Colorado City wieder auf Asphalt bringt. Einige wenige Autos kommen uns entgegen, was uns erst mal ordentlich die Sicht ver“nebelt“, aber auch wir ziehen natürlich eine fette Staubwolke hinter uns her. Es gibt einen tieferen Wash, der kein Problem darstellt, und gelegentlich sehr tiefe Spurrillen. Aber wir bringen die Strecke ohne Zwischenfälle hinter uns.


Zivilisation in Sicht!

Das Ziel für heute ist nicht ganz klar definiert, ich habe vorgeschlagen, dass wir in den Snow Canyon SP fahren könnten. Allerdings habe ich mich nicht über mögliche Trails informiert, doch da werden wir sicher im Visitor Center fündig.

Wir machen einen Zwischenstopp in Hurricane bei Walmart, ein paar Snacks werden eingekauft, dann geht es weiter nach St. George, wo wir zufällig auf den Outdoorladen „The Desert Rat“ stoßen. Dort finden wir unsere Lieblingsmüsliriegel, die CLIF-Bars, in allen möglichen Geschmacksrichtungen für einen knappen Dollar das Stück. Klar, wir nehmen einige mit. Sonst kaufen wir erst mal nichts und fahren weiter zum Snow Canyon.

Das Thermometer steigt und kurz vor dem Parkeingang steht es bei 108° Fahrenheit. Was machen wir bei dieser Hitze im Snow Canyon? Wandern sicher nicht! Krisensitzung, die aber schnell Klärung bringt. Wir fahren wieder zurück und noch einmal in den Zion NP. Da gibt es wenigstens den Virgin River, in dem man sich abkühlen kann. Wir haben zwar keine Reservierung und die Zeit ist auch schon fortgeschritten, aber wir sind guter Dinge.

Kurz vor halb sieben stehen wir am Parkeingang und auf der Schautafel prangt in roten Lettern „Campgrounds full“. Wir lassen uns nicht abschrecken, fragen schadet nicht.

Wir fahren direkt beim Watchman CG vor und fragen sehr bescheiden nach einer gaaanz kleinen site für ein kleines Zelt. Was sind wir glücklich, als der Ranger sagt: „I think, I can help you.“ Die Group sites sind für heute nicht reserviert, so dürfen wir eine solche beziehen. Da könnten locker auch drei Autos mit drei oder mehr Zelten stehen, aber wir bekommen die riesige site ganz für uns allein. Im E-Loop, auf einer Anhöhe gelegen und vom Virgin River ein paar Gehminuten entfernt, aber das ist uns egal. Dafür haben wir einen direkten Blick auf den Watchman und später auf den Sternenhimmel, da hier oben nicht so viele dichte Bäume stehen, die uns die Sicht versperren.

Toll! Wir sind happy. Morgen früh müssen wir zwar auf den South CG umziehen, da wir hier nur für eine Nacht bleiben können, aber das ist ja egal.

Wir gehen mit Jeremie noch kurz zum Fluss, damit er noch ein wenig im Wasser spielen kann, aber es ist dort schon schattig und so ist das schnell zu kühl. Hat ihm trotzdem Spaß gemacht und morgen ist ja auch noch ein Tag.

Dann verteilen wir unsere Habseligkeiten großzügig auf zwei von sechs möglichen Tisch-/Bank-Kombinationen und freuen uns, dass wir mal wieder etwas komfortabler das Essen zubereiten können, als das schon häufig der Fall war. Da hatte sich das Meiste auf dem Boden abgespielt.



Wir müssen unsere Reste verwerten und machen uns Tomatensalat, Zucchini-Paprikagemüse und Nudeln mit Tomatensoße.

Beim Feierabendbier noch Sterne gucken, ein Mini-Lagerfeuer mit den Holzresten vom Vorgänger machen, Campingwäsche auf unserer site in der völligen Dunkelheit (dann muss man nicht so viel an lassen) und dann geht’s ab ins Zelt.