Vorgeplänkel

Über den Titel reden wir noch kurz ... er ist aber viel wörtlicher zu nehmen als man zunächst vielleicht denkt.

Fort Worth, TX im Juni 2011:

was war geplant? Wie immer nicht viel - obgleich man immer liest, ein Urlaub will gut vorbereitet sein und nur wenig darf dem Zufall überlassen werden ... . Dies scheint besonders für Reisen in USA zu gelten und deshalb wird üblicherweise alles bis ins letzte Detail geplant und gebucht.

Ich selbst plane nicht so viel im voraus und wie reibungslos sowas spontan klappen kann ist ansatzweise hier im Reisebericht nachschlagbar – einschliesslich der ungeplanten Elemente.

Ein paar Ideen und Ansätze hatte ich natürlich auch; ... es sollte eine kurze Woche für ein paar Highlights auf‘s Colorado Plateau gehen ... Page und Moab als grobe Wendepunkte: vielleicht nochmal die Wave angucken, die CCR und die HITTR entlang, den Lake Powell beschauen, ... der Arches NP ist immer einen Besuch wert, Mesa Verde – da war ich noch nie so richtig, ... vielleicht noch Monument Valley, wenn es die Zeit erlaubt - mal sehen ... Carlsbad Caverns und die Bats – waren doch beim letzten Mal keine Fledermäuse da gewesen ( noch zu früh im Jahr) und vor allem wollte ich auch endlich mal Albuquerque anschauen – da war ich bislang nur Durchreisender ...

War also doch schon einiges geplant – wir werden sehen wieviel davon geschafft wurde ...

Darüber hinaus gab es die alljährlich straff im voraus geplante Verabredung mit Fritz Zehrer – somit war auch schon ein wirklicher Eckpfeiler des Urlaubs im Kasten ...

Es kann also losgehen ... morgen nochmal schnell ins Büro und dann kann es direkt am Abend losgehen ...

... halt Moment ... wir brauchen ein Vehikel für den Trip! – Das war zwar einsatzbereit, aber stand nicht in Ft. Worth sondern umständlicherweise in Oklahoma City. Was für eine Planung ...

Nun gut kein Problem – das sind gute 3 Stunden mit dem Auto und unkompliziert:
  • Einwegmiete von der lokalen Enterprise Station
  • Gepäck hinten rein ...,
  • in Oklahoma City umpacken ...,
  • die Miet-Karre abgeben ...
  • und los gehts ...


so ähnlich hatte ich das schon mal gemacht. Einwegmieten zwischen dem Dallas/Ft. Worth Metroplex und Oklahoma City sind doch wirklich sehr unkompliziert und schnell im Handumdrehn organisiert ...

Donnerstag

Ein kurzer Anruf beim lokalen Enterprise-Büro lief dann ungefähr so:

“ich bräuchte morgen später Nachmittag/früher Abend Einwegmiete nach OKC, ... kann der Schlüssel irgendwo hinterlegt werden falls ich erst ...“

- “...“

“ ... Wie? Nein ...? Es werden keine Einwegmieten nach OKC gemacht? Hatte ich doch neulich ... .“

- “...“

“Trotzdem nein ... ?! “...

Hm – Fehlanzeige ...! Schnell noch ein paar weitere Lokalbüros von Enterprise angerufen, da man ja nicht gleich zeitaufwändig bis zum grossen Flughafen (DFW) nach Hertz oder Avis juckeln will ...

Aber immer wieder dieselbe Antwort – keine Einwegmiete nach Oklahoma ... meistens mit der Betonung dass es das noch nie gegeben hätte. Na ja – das wusste ich nun zwar besser da ich genau das erst noch ein paar Wochen zuvor mal gemacht hatte, aber solch eine Diskussion hilft da erfahrungsgemäss wenig.

Also doch Hertz oder Avis? Wenn ich aber eh bis DFW raus muss, dann kann ich ja eigentlich gleich fliegen – mal schnell gucken ob American da noch ein paar Plätze frei hat ... ja Plätze gabs, aber als Oneway-Ticket für den Kurzentschlossenen am Folgetag ... Autsch ...!

Also zähneknirschend bei Hertz und Co. angerufen – da muss ich nun auch noch organisieren wie ich zum Flughafen komme – mal gucken wer da Zeit hat mich hinzubringen ...

“wie ... nein? - Keine Einwegmiete nach Oklahoma???“

Ich habs nicht mehr genau im Kopf welcher Anbieter welche Story für mich hatte, aber kurz und gut – auch die grossen Anbieter hatten kurzfristig keine Einwegmiete nach OKC ...

Was tun? Greyhound, Megabus ...?

Kurzes Googlen ... oh nein ... die fahren ab Dallas, bzw. Grand Prairie mit Umsteigen ... das ist jetzt nicht Mega-Bus, sondern mega-umständlich ...

So - jetzt müssen auch die Kollegen am späten Nachmittag mal beim Denken mithelfen ... alte Regel: wenns mal irgendwo eng wird - alle anderen mit einspannen ... .




... grübel ...




Falls es nicht alle wissen: ich arbeite im Hauptquartier einer Eisenbahngesellschaft und wir Kollegen sitzen in Büros an dessen jeder Wand Bilder von Lokomotiven und Zügen hängen. All unsere Köpfe rauchten vor Anstrengung zu überlegen, ob es noch irgendeine alternative Möglichkeit gibt nach Oklahoma zu kommen ...

Die Szene erinnerte ein wenig an Roald Dahl‘s Kurzgeschichte ‘Lamb to the Slaughter‘, wo die Kommissare sinnieren was die Mordwaffe gewesen seien könne - während sie genüsslich die Lammkeule verspeisen, die zuvor noch tiefgefroren dem Opfer über die Rübe gehauen wurde ...



Joe aus der Buchhaltung hatte dann die Idee den TRE – eine Art S-Bahn zwischen Fort Worth und Dallas - zur Bus-Station in Dallas zu benutzen ... eigentlich eine Schnappsidee, aber sie legte den Grundstein für die schlussendliche Lösung des Problems: den täglich zwischen Fort Worth und Oklahoma City verkehrenden Amtrak Zug zu nehmen ... . Der heisst ‚Heartland Flyer‘, fährt täglich und konnte dann auch gleich online gebucht werden – einfache Strecke für $31 - quasi ein Schnäppchen.

Wieso ist uns das nicht früher eingefallen? Ich möchte jetzt fast behaupten dass ich dann schlussendlich drauf gekommen bin durch die Steilvorlage mit der S-Bahn, ... aber ganz sicher bin ich mir nicht und im Nachhinein neigt man oft dazu die Ereignisse ein wenig zu glorifizieren ... .

Genug geplant - morgen geht es los ... erstmal mit dem Zug nach Oklahoma! Wir werden im Laufe der Woche Sachen sehen die wir alle kennen - aber hoffentlich auch ein paar verstecktere Dinge entdecken. Berichtet wird über die Erlebnisse, Hintergründe und Begegnungen von unterwegs. Nicht zu vermeiden sind in dem Zusammenhang meine eigenen, zahlreichen Abschweifungen und Gedanken ... und natürlich meine halb-literarischen Beilagen (und die Synopsen).

Dazu verspreche ich Teile des Südwestens aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu zeigen ...

Wer will mit?