Für unsere wissbegierige Damenriege hier nun die Episode, die hoffentlich etwas mehr Licht in die vielen Fragen bringen dürfte ... :

Paperwork und Trödelei

Es geht doch wirklich nichts über ordentliches Ausschlafen ... das schreckliche Piepen vom Wecker hat sich mit ein paar kurzen Schlägen auf denselben schnell erledigt und man kann sich noch mal gemütlich umdrehen ...

Einige Zeitgenossen sagen dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist. Hier war es gut und ausgiebig – es gab sogar diese Waffelmaschine. Hat am Ende aber mehr vom Tag verschlungen als ursprünglich mal gedacht ... aber es war ja schliesslich Urlaub.

Nun aber hurtig ... es gilt das Vehikel für diesen Urlaub in Empfang zu nehmen. Wer meinen letzten Reisebericht gelesen hat kennt ja den Hintergrund – es hatte in Oklahoma einen neuen Motor bekommen ... beziehungsweise war dort zur Grundüberholung.

Eine weitere Taxifahrt zum lokalen Flugplatz und da steht es schon im Glanz – unser Vehikel für die nächste Woche – hat nicht wirklich einen Namen, aber ist in dem ein oder anderen Forum oft als der ‘Blechvogel‘ tituliert:



frisch gewaschen und poliert ... das spiegelnd-glänzende Ding dort vorne dran wird in der Fachwelt ‘Spinner‘ genannt, ist nicht verchromed sondern aus Aluminium und daher nur mörderschwierig auf Hochglanz zu bringen ... hier und heute glänzte er aber wie selten zuvor. Vielleicht hatten sie in der Werkstatt einen Praktikanten ...?
Deshalb dieses stolze Beweisfoto – so schönen Spiegelglanz werden wir da so schnell nicht mehr zu sehen bekommen ... ganze Arbeit!

Der grundüberholte Motor hatte schon ein paar Flugstunden hinter sich, aber muss schon noch weiter eingeflogen werden ... für etwa insgesamt 100 Betriebs-Stunden - das läd nun förmlich zu dieser Flug-Reise ein.
Ausserdem musste dann mit Werkstattmeister Glen alles noch mal kleinlichst durchgesprochen werden und dazu wurden auch die Bord- und Logbücher gewälzt ... offenbar weiss hier niemand dass ich heute noch nach Albuquerque möchte ...

Alles auch noch mal genau durchgucken ... statistisch gesehen heisst es dass die ersten Betriebsstunden eines grundüberholten Motors die anfälligsten sind ... dreieinhalb waren von der Werkstatt für diverse Checks bereits draufgeflogen worden ...

Lange Rede, kurzer Sinn ... es war dann schon mal wieder viel zu spät geworden bis es endlich losging. Bei der Übergabe gabs von Glen auch eine lange Anleitung wie und mit welchen Parametern das Einfliegen des Motors zu geschehen hatte:

  • am besten den Motor nicht zu lange am Boden betreiben,
  • langes taxi’en bitte vermeiden,
  • flacher Steigflug für gute Kühlung,
  • en Route immer 75% Leistung,
  • keine kurzen Flüge
  • nicht zu heiss werden lassen,
  • u.s.w., u.s.w. ...


- ”Aha...!“

75% Motorleistung ist üblicherweise die maximal ausgewiesene Einstellung für den Reiseflug, auch wenn für dieses spezielle Flugzeugmuster ein weniger übliches Datenblatt für 85% existiert. Für den Reiseflug ist das auch erstmal eine sinnvolle und schnelle Einstellung, obgleich 65% Leistung einen etwas günstigeren Verbrauch und bessere Reichweite bringt.

Fürs Sightseeing ist 75% natürlich nicht die erste Wahl, da würde man sicherlich lieber genüsslich bei einer geringeren Geschwindigkeit ‘cruisen‘, aber das können wir nun nicht ändern. Um ein sauberes Einfliegen des Motors zu gewährleisten werden die kommenden Betriebsstunden auf 75% geflogen auch auf den Sightseeing-Abschnitten. Daher rührt auch der Titel unseres Reiseberichts
“Mit Vollgas über das Colorado Plateau“.

Ohne jetzt mit viel technischen Details langweilen zu wollen – aber die angeordneten Parameter in den zu erwartenen Flughöhen entsprechen bei 75% der Nennleistung tatsächlich ‘Vollgas‘.


Jetzt geht‘s dann aber wirklich los ... alle einsteigen ...! Es wollen doch noch alle mit ...?!

Die Controller auf dem Tower waren offensichtlich nicht mit meinen Einflug-Anweisungen vertraut, denn die hatten keine Eile mich ohne viel taxi’en in die Luft zu lassen ... “langes taxi’en bitte vermeiden ...“ – wie macht man das denn ...?

“Start frei ...“ - endlich gings los ... auf den Instrumenten sah alles ganz gut aus ... ohne viel Fachsimpelei: die ‘Geschwindigkeitsanzeige‘ funktionierte, die verschiedenen Temperaturen sahen gut aus ... moment ... eine der Verbrauchsanzeigen zeigt 5 Komma irgendwas Galonen pro Stunde an ... öhm ... so um die 25 gal/h wäre jetzt richtiger ... hm ... glücklicherweise gibt es zwei Anzeigen, die eine basiert auf dem Fuel Pressure und zeigte den korrekten Wert und die andere – die falsche – basiert auf einem Transducer der den tatsächlichen Durchfluss misst. Da ist vermutlich was kaputt ... na das klären wir später ...

Noch ein weiteres Instrument zeigte einen ungewünschten Parameter: nämlich die Uhrzeit ...! Die ganze Trödelei am Morgen und die Durchsicht der Bordpapiere und Anweisungen hat doch so viel Zeit beansprucht dass es nicht so aussieht als wenn wir heute noch vernünftig nach Albuquerque kommen ...

Der Rückflug nach Fort Worth dauert ungefähr eine Stunde – während des Fluges wollte ich noch die ein und anderen Dinge durchchecken. Es ist zwar die Werkstatt meines Vertrauens, die mir auch zuvor schon mal einen Motor überholt hat, aber man will trotzdem erstmal alles gut durchprobieren. Deshalb gibt es von diesem kurzen Stück auch keine Fotos. Die kommen aber ab der nächsten Episode.

Da noch etwas Zeit ist kann ich noch schnell drauf hinweisen, dass dieser Reisebericht ohne jegliche Fachterminologie erstellt wird. Falls mal trotzdem was rausrutschen sollte bitte ich um Nachfrage.

Darüber hinaus werde ich für bequemes Lesen auch die in der Szene üblichen Einheiten ‘nautische Meile‘ und ‘Knoten‘ in ‘km‘ bzw. ‘km/h‘ umrechnen. Hohlmaße und Höhenangaben lasse ich aber in Galonen und Fuss, dem USA-Urlauber sollte diese Angabe nicht ganz ungeläufig sein ... und – wie man sieht - baue ich für ungetrübten Lesegenuss in den Episoden auch die deutschen Umlaute ein.

Noch was, weils beim letzten Mal Beschwerden gab; der Wechsel zwischen den Zeiten ist meistens beabsichtigt und Teil des Erzählstils.


Also endet dieser Tag dann wieder in Ft. Worth wo ich dann hastig mit zu 75% durchgetretenem ‘Gaspedal‘ ankomme - die Controller dort scheinen aber die Einfluganweisungen vom Meister vorliegen zu haben, denn sie leiten mich schnell und kurz zur Parkposition ...




Noch für die Damen: passend und strategisch war mein Auto am Vortag am Flugplatz in Fort Worth abgestellt worden ...

Sorry ... für die Mitreisenden war dieser Tag nun etwas vertrödelt. Für mich war es das nicht. Zwar kein klassischer Urlaubstag - aber wann hat man mal die Gelegenheit mit einem Experten viele wichtige Aspekte (mit denen ich hier nun niemanden langweilen will) im Detail erster Hand durchzusprechen? Auch das Paperwork muß sorgfältig kontrolliert werden. Die Zeit hatte ich mir gerne genommen, auch wenns sehr lange gedauert hat.

Morgen geht’s dann aber wirklich auf die Reise mit Bildern und Stories ... versprochen ...!